Berlin (epd). Der Migrationsexperte Hannes Schammann geht davon aus, dass die deutschen Kommunen auch im Winter die derzeitige Flüchtlingssituation bewältigen können. „Das Aufnahmesystem steht nicht vor dem Kollaps“, sagte der Hildesheimer Professor für Migrationspolitik am Donnerstag in einem Pressegespräch des Mediendienstes Integration. Überfüllte Turnhallen seien keinesfalls die Regel.
Schammann ergänzte, oftmals seien es Landräte und die Spitzenverbände der Kommunen, die Alarm schlügen. Spreche man mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den zuständigen Verwaltungen, schilderten diese die Lage „gar nicht so schlimm“, sagte Schammann, der zur Verteilung in den Kommunen forscht und nach eigenen Worten auch Landkreise berät. Wenn Kommunen gute Strukturen hätten, hätten sie auch keine großen Probleme bei der Unterbringung von Flüchtlingen. Ein Sonderfall sei Berlin, weil dort besonders viele Menschen ankommen, räumte er ein.
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind in Deutschland rund eine Million Kriegsflüchtlinge angekommen. Zudem ist in diesem Jahr auch die Zahl der Asylanträge von Menschen aus anderen Ländern wie Syrien oder Afghanistan nach einem Tief in der Corona-Pandemie wieder gestiegen. Wie eine Umfrage des epd ergab, bereiten sich die Bundesländer auf mehr Flüchtlinge im Winter vor. Mancherorts werden auch wieder Notunterkünfte in Zelten und Messehallen eingerichtet.
Georgia Homann, Projektleiterin der Initiative „#UnterkunftUkraine“, über die Menschen privaten Wohnraum für Kriegsflüchtlinge zur Verfügung stellen, betonte das Engagement der Zivilgesellschaft bei der Bewältigung der Flüchtlingssituation. Allein auf ihrer Plattform hätten sich seit Beginn des Krieges 160.000 Menschen mit mehr als 360.000 Schlafmöglichkeiten registriert.