Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, Daniel Barenboim, zu dessen 80. Geburtstag am Dienstag (15. November) als großartigen Dirigenten und Pianisten gewürdigt. Der in Argentinien und Israel aufgewachsene Barenboim lebe und verkörpere die völkerverbindende Kraft der Musik, erklärte Steinmeier am Montag in Berlin.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) betonte, Barenboim bereichere seit mehr als sechs Jahrzehnten die internationale Musiklandschaft. Er habe „alles erreicht, was man als Pianist, als Dirigent, Lehrer und Ideengeber erreichen kann“. Wie kaum ein anderer habe sich Barenboim auch um „die Musikstadt Berlin“ verdient gemacht und die Staatskapelle Berlin als Chefdirigent auf Lebenszeit an die Spitze der internationalen Opern- und Konzertorchester gespielt. Steinmeier dankte „für viele unvergesslich schöne Momente, die Sie uns mit der Staatskapelle Berlin geschenkt haben“.
„Mit Ihrem Wirken zeigen Sie, dass kulturelle Werte bedeutend und unverzichtbar sind, wenn man eine gerechte, friedliche und tolerante Gesellschaft erstrebt“, unterstrich der Bundespräsident. Dabei verwies er unter anderem auf das 1999 von Barenboim und dem palästinensischen Literaturwissenschaftler Edward Said (1935-2003) gegründete „West-Eastern Divan Orchestra“ mit jungen Musikern aus Israel und verschiedenen arabischen Staaten. Der weltbekannte Musiker zeige damit, „dass Kunst ein Weg ist, der zu Frieden führen kann“. Der Bildung und dem Frieden dienen soll auch die Barenboim-Said-Akademie für junge Musiker aus dem Nahen Osten, die Ende 2016 in Berlin ihre Arbeit aufnahm.
Barenboim wurde 1942 in Buenos Aires als Sohn russisch-jüdischer Migranten geboren und wuchs von 1952 an in Israel auf. Mit fünf Jahren begann seine Mutter, ihm Klavierunterricht zu geben. Später studierte er bei seinem Vater, der sein einziger Klavierlehrer blieb. Sein erstes öffentliches Konzert spielte der begabte Pianist mit sieben Jahren in seiner Geburtsstadt Buenos Aires. Mit dem anderen argentinischen Klavierwunder, Martha Argerich, soll er als kleines Kind unter dem heimischen Flügel gespielt haben. Zusammen traten sie später auf der Bühne auf.
Bei seinem internationalen Debüt als Pianist in Wien und Rom war Barenboim zehn Jahre alt. Mit elf Jahren nahm er zudem Dirigierunterricht, er studierte Harmonielehre und Komposition bei Nadia Boulanger in Paris. Als Dirigent stand er erstmals 1967 in London auf der Bühne, sechs Jahre später gab er sein Debüt als Operndirigent im schottischen Edinburgh mit Mozarts „Don Giovanni“. Später folgten Stationen als Chefdirigent in Paris und Chicago.
Barenboim ist seit 1992 Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden und Chefdirigent der Staatskapelle Berlin. Bis vor wenigen Monaten war er regelmäßig in berühmten Konzertsälen der Welt zu Gast. Anfang Oktober gab er bekannt, dass er wegen einer schweren Krankheit vorerst nicht auftreten könne.