Frankfurt a.M. (epd). Erleichterung auf der „Ocean Viking“: Nach wochenlangem Warten können die 230 im Mittelmeer geretteten Flüchtlinge in Frankreich an Land gehen. Dem privaten Rettungsschiff sei am Donnerstag der südfranzösische Hafen Toulon zugewiesen worden, teilte der internationale Verbund SOS Méditerranée mit, der das Schiff betreibt. Zuvor waren demnach drei Patienten und eine Angehörige aus medizinischen Gründen evakuiert worden. Die Seenotretter rechneten damit, am Freitagmorgen in Toulon einzulaufen.
„Wir sind sehr erleichtert, dass unserem Schiff ein sicherer Hafen in Frankreich zugewiesen wurde“, sagte die Geschäftsführerin von SOS Méditerranée in Frankreich, Sophie Beau. Die Frauen, Männer und Kinder hätten eine „extreme Tortur“ hinter sich und seien sehr erschöpft.
Die Crew der „Ocean Viking“ hatte die Menschen zwischen dem 22. und 26. Oktober gerettet und anschließend vergeblich auf die Zuweisung eines Hafens in Italien oder Malta gewartet. Als eines von vier Rettungsschiffen musste die „Ocean Viking“ damit in den vergangenen Tagen zunächst vergeblich mit Hunderten Schutzsuchenden an Bord ausharren.
Die „Humanity 1“, die „Geo Barents“ und die „Rise Above“ durften die von ihnen geretteten Flüchtlinge schließlich nach Italien bringen, wo allerdings bis Dienstag vorerst nur ein Teil der Überlebenden von Bord gehen durfte. Nachdem die „Ocean Viking“ keinen Hafen zugewiesen bekommen hatte, steuerte sie Frankreich an.
Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten nach Flüchtlingen in Seenot Ausschau. Immer wieder müssen die Geretteten tagelang warten, bis sie einen Hafen zugewiesen bekommen. Die neue rechtsnationalistische Regierung in Italien hat den Kurs gegen private Seenotretter deutlich verschärft.
Bei der Überquerung des Mittelmeers kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in diesem Jahr 1.891 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.