Hamburg (epd). Ex-Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat vor einer Zurückdrängung christlicher Symbole aus dem öffentlichen Raum gewarnt. „Unsere Gesellschaft wird immer säkularer, das ist klar. Aber wird man anderen dadurch gerecht, dass man etwas verleugnet oder verschweigt?“, sagte sie der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“. Nur wer seine Wurzeln kenne und wertschätze, könne anderen Menschen und Kulturen gegenüber aufgeschlossen sein, „ohne sich bedroht zu fühlen“.
Grütters kritisierte das Entfernen eines Kreuzes für das Treffen der G7-Außenminister im Münsteraner Friedenssaal Anfang November: „Als gläubige Christin finde ich das Wegräumen des Kreuzes verletzend, das heißt aber nicht, dass ich es nicht aushalte. Unerträglich und verstörend ist die Ignoranz gegenüber unserer Geschichte.“ Das Kreuz sei ein Symbol des Friedensschlusses, so die in Münster geborene Grütters: Es zu „entfernen, war ein Affront.“
Auch der Vorsitzende des Bundesverbands der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KVV), Josef Ridders, äußerte sein Unverständnis über die Entfernung des Kreuzes. „Jedes religiöse Symbol steht für mehr als nur eine Glaubensgemeinschaft“, sagte er in Essen. „Das Kreuz ist ein Zeichen der Versöhnung, Toleranz, Achtung und Respekt.“ Er sehe keinen Anlass „unsere Gesellschaftskultur, die von Offenheit und Respekt geprägt ist, zu verstecken“.
Niemand bestreite, dass unter dem Zeichen und im Namen Gottes Gräueltaten begangen worden seien. Aber das Christentum stehe auch für Uneigennützigkeit und Nächstenliebe, die heute häufig auf der Erde fehlten. Das dürfe bei aller Offenheit und Berücksichtigung von Meinungen und Lebenseinstellungen nicht vergessen werden.
Im 17. Jahrhundert hatten die europäischen Mächte in Münster und Osnabrück verhandelt, bis sie im Oktober 1648 den Dreißigjährigen Krieg in Europa beenden konnten. Bis heute ist Münster als Stadt des Westfälischen Friedens mit diesem Ereignis verbunden.
Grütters äußerte sich auch zur Debatte um eine mögliche Überblendung von umstrittenen Bibelversen am Berliner Humboldt-Forum. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte sich dafür ausgesprochen, die Verse im Rahmen eines Kunstprojekts zeitweilig zu überblenden. „Ich kann nicht nachvollziehen, welchen Mehrwert die Verleugnung des Christlichen haben soll“, kritisierte Grütters, die dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört.
Es gebe eine Spannung zwischen Meinungsfreiheit und persönlichen Verletzungen, fügte die frühere Kulturstaatsministerin hinzu: „Wie häufig habe ich Theaterstücke gesehen, in denen mein Gott verhöhnt oder meine Kirche lächerlich gemacht wurden. Das muss ich aber aushalten, wenn die großen Freiheitsrechte mir etwas wert sind.“ Grütters: „Wir dürfen aus dem Glauben keine identitären Ansprüche ableiten. Umgekehrt müssen die Säkularen Kritik an ihrem Weltbild ertragen.“