Hamburg (epd). Ex-Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat vor einer Zurückdrängung christlicher Symbole aus dem öffentlichen Raum gewarnt. „Unsere Gesellschaft wird immer säkularer, das ist klar. Aber wird man anderen dadurch gerecht, dass man etwas verleugnet oder verschweigt?“, sagte sie in einem Interview für das Hamburger Wochenmagazin „Die Zeit“. Nur wer seine Wurzeln kenne und wertschätze, könne anderen Menschen und Kulturen gegenüber aufgeschlossen sein, „ohne sich bedroht zu fühlen“.
Konkret äußerte sich Grütters zur Debatte um eine mögliche Überblendung von umstrittenen Bibelversen am Berliner Humboldt-Forum. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte sich dafür ausgesprochen, die Verse im Rahmen eines Kunstprojekts zeitweilig zu überblenden. „Ich kann nicht nachvollziehen, welchen Mehrwert die Verleugnung des Christlichen haben soll“, kritisierte Grütters das Vorhaben: „Durch die Verneinung der Religion werden keine politischen Freiräume gewonnen“, so die CDU-Politikerin, die dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken angehört.
Grütters kritisierte auch das Entfernen eines Kreuzes für das Treffen der G7-Außenminister im Münsteraner Friedenssaal Anfang November: „Als gläubige Christin finde ich das Wegräumen des Kreuzes verletzend, das heißt aber nicht, dass ich es nicht aushalte. Unerträglich und verstörend ist die Ignoranz gegenüber unserer Geschichte.“ Das Kreuz sei ein Symbol des Friedensschlusses, so die in Münster geborene Grütters: Es zu „entfernen, war ein Affront.“
Im 17. Jahrhundert hatten die europäischen Mächte in Münster und Osnabrück verhandelt, bis sie im Oktober 1648 den Dreißigjährigen Krieg in Europa beenden konnten. Bis heute ist Münster als Stadt des Westfälischen Friedens mit diesem Ereignis verbunden.
Es gebe eine Spannung zwischen Meinungsfreiheit und persönlichen Verletzungen, fügte die frühere Kulturstaatsministerin hinzu: „Wie häufig habe ich Theaterstücke gesehen, in denen mein Gott verhöhnt oder meine Kirche lächerlich gemacht wurden. Das muss ich aber aushalten, wenn die großen Freiheitsrechte mir etwas wert sind.“ Grütters: „Wir dürfen aus dem Glauben keine identitären Ansprüche ableiten. Umgekehrt müssen die Säkularen Kritik an ihrem Weltbild ertragen.“