Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat seine Anregung für eine soziale Pflichtzeit bekräftigt, auch für Ältere. „So kann Zusammenhalt eingeübt werden“, sagte Steinmeier am Sonntag in einem Interview in der Sendung „Bericht aus Berlin“ aus dem ARD-Hauptstadtstudio. Wenn es bessere Ideen gebe als die der Pflichtzeit, sei er „gern bereit, die zu diskutieren. Was ich nur nicht möchte, ist, dass auch diese Debatte wieder im Nichts endet.“ Steinmeier hatte im Sommer eine Diskussion über das soziale Engagement in Deutschland angestoßen.
Er bleibe davon überzeugt, „wir brauchen neue Modelle, in denen wir Jung und Alt miteinander ins Gespräch bringen und die Überzeugung einüben, dass wir auch für andere da sein müssen“, fügte Steinmeier hinzu. Neueste Umfragen der Bertelsmann-Stiftung zeigen dem Bundespräsidenten zufolge, dass 64 oder 65 Prozent der Idee einer sozialen Pflichtzeit gegenüber offen seien.
Er habe es bewusst nicht nur für Jugendliche vorgeschlagen. „Und ich habe auch nicht gesagt, ein Jahr, sondern jeder sollte einmal im Leben etwas tun für andere Menschen, die ihm fremd sind“, betonte Steinmeier.
Was die soziale Pflichtzeit angeht, sei ihm klar gewesen, „dass das keine Idee ist, die von selbst fliegt“, sagte Steinmeier weiter: „Wenn es so wäre, hätte ich den Vorschlag auch gar nicht machen müssen, sondern der Vorschlag war ja eher getrieben von der Sorge, dass wir Zusammenhalt wieder herstellen müssen, befestigen müssen.“ Es seien Begegnungsmöglichkeiten nötig, „wo wir uns über die Lebenswelten, auch über die Generationen hinweg begegnen.“
Neben dem gesellschaftlichen Zusammenhalt ging es in dem Interview um Sorgen und Ängste der Deutschen und um den Ukraine-Krieg. Steinmeier rief zur Stärkung der Demokratie auf: „Die Demokratie ist kein Supermarkt. Da kann man nicht hingehen und sich das, was einem gefällt, aus dem Regal nehmen. Und im Übrigen darüber schimpfen, dass manch anderes nicht vorhanden ist. Sondern die Demokratie ist eine anspruchsvolle Staatsform.“
Zur Ukraine sagte das deutsche Staatsoberhaupt, er wolle das Land auch weiter militärisch unterstützen. Steinmeier: „Wir können nicht sagen: dieser Krieg geht uns nichts an. Weil der Krieg auch gegen all das geführt wird, für das wir stehen: für Freiheit und Demokratie, für Respekt vor dem Recht und gezogenen Grenzen.“ Man müsse die Ukraine daher nach Kräften unterstützen, finanziell, politisch, wirtschaftlich, auch militärisch. Steinmeier: „Aber wir sind nicht Kriegspartei und werden es nicht.“
Das Interview mit Bundespräsident Steinmeier ist den Angaben zufolge Auftakt der ARD-Themenwoche: „Wir gesucht - Was hält uns zusammen?“, die noch bis 12. November dauert.