Frankfurt a.M. (epd). Nachdem das zivile Rettungsschiff „Humanity 1“ insgesamt 144 Gerettete in Catania von Bord bringen konnte, muss es den sizilianischen Hafen wieder verlassen. Das Schiff sei von den italienischen Behörden dazu aufgefordert worden, teilte die Organisation „SOS Humanity“ am Sonntag auf Anfrage mit. Den Angaben zufolge befinden sich noch 35 aus Seenot Gerettete an Bord, denen die Ausschiffung von den italienischen Behörden verweigert wird.
Der Kapitän der „Humanity 1“ habe die Aufforderung zurückgewiesen, den Hafen mit den 35 an Bord verbliebenden Geretteten zu verlassen, hieß es weiter. Dazu erklärt er laut „SOS Humanity“: „Es ist meine Pflicht, die Rettung der Menschen aus Seenot mit der Ausschiffung aller Überlebenden im Hafen von Catania als sicherem Ort abzuschließen. Ich kann den Hafen nicht verlassen, bevor nicht alle Überlebenden, die aus Seenot gerettet wurden, von Bord gegangen sind.“
Die bereits ausgeschifften Menschen befinden sich den Angaben zufolge wie die auf der „Humanity 1“ verbliebenen Überlebenden in einer Notlage: „Sie sind vor unmenschlichen Bedingungen aus Libyen geflohen und mussten seitdem über zwei Wochen auf dem Meer ausharren.“ Die 35 Überlebenden hätten das Recht auf einen Asylantrag und ein formales Asylverfahren, welches nur an Land durchgeführt werden kann.
Hunderte weitere Flüchtlinge und Migranten warteten auf der „Geo Barents“, der „Ocean Viking“ und der „Rise Above“ ebenfalls auf einen Hafen. In der Vergangenheit mussten private Seenotretter oft tagelang auf dem Mittelmeer warten, bis sie einen Hafen in Europa zugewiesen bekommen. Es wird befürchtet, dass die neue rechtsgerichtete Regierung in Italien einen schärferen Kurs gegenüber den Seenotrettungsorganisationen einschlägt.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) kamen bei der Überquerung des Mittelmeers in diesem Jahr bereits 1.765 Flüchtlinge und Migranten ums Leben oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen.