Dresden (epd). In der Diskussion um den Alten Leipziger Bahnhof in Dresden appelliert die Jüdische Gemeinde mit Nachdruck für einen Ort des Gedenkens. Als Ausgangsort für Deportationen in der NS-Zeit könnte dort ein Archiv- und Dokumentationszentrum entstehen, sagte Wolfram Nagel, Mitglied der Repräsentanz der Jüdischen Gemeinde Dresden, am Freitag. Die Stadt plant im Alten Leipziger Bahnhof ein „Kultur- und Begegnungszentrum“.
Die Jüdische Gemeinde ist nach eigenen Angaben besorgt, dass an dem authentischen, schmerzbesetzten Ort auch Feiern und Vergnügungsveranstaltungen stattfinden. „Wir wollen keinen Tanzsaal an der Rampe nach Auschwitz“, sagte Nagel. Vom Alten Leipziger Bahnhof aus waren von 1942 an Jüdinnen und Juden deportiert worden. „Wir sind nicht gegen ein Begegnungszentrum“, sagte Nagel, „aber eines, das die Opfer berücksichtigt“.
Dieser Ort habe keine schöne Geschichte, aber das müsse dennoch sichtbar gemacht werden, sagte die Vorsitzende des Landesverbandes Sachsen der Jüdischen Gemeinden, Nora Goldenbogen. Auch sie plädiert dafür, auf dem Areal das Gedenken in den Mittelpunkt zu stellen.
„Wir sind sehr erstaunt, wie sich der Fokus in den vergangenen Monaten verschoben hat“, sagte Goldenbogen, „vom Gedenk- und Erinnerungsort zum Kultur- und Begegnungszentrum“. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Dresden, Michael Hurshell, erinnerte zudem an die Notwendigkeit eines Jüdischen Museums in Sachsen. Seit Jahren ringt die Stadt Dresden darum.
Am Mittwoch (9. November) laden die Jüdische Gemeinde und die Stadt Dresden zum Gedenken anlässlich des 84. Jahrestages der Reichspogromnacht ein.