Berlin (epd). Kurz vor Beginn der Weltklimakonferenz dringen Hilfsorganisation und Menschenrechtler auf mehr Hilfe für arme Länder bei der Bewältigung der Klimakrise. Die Industriestaaten müssten Verantwortung übernehmen und Wiedergutmachung für Klimaschäden weltweit leisten, sagte Amnesty-Klima-Expertin Annelen Micus am Freitag in Berlin. Dafür brauche es einen verbindlichen Finanzierungsmechanismus für klimabedingte Schäden und Verluste. Derweil mahnte Oxfam eine zügige Abkehr von fossilen Energien an. Ab Sonntag kommen Vertreter aus mehr als 190 Ländern in Ägypten zur 27. UN-Klimakonferenz zusammen.
Die Industriestaaten müssten genügend Geld und technische Unterstützung unter anderem für Soforthilfe, den Wiederaufbau und Umsiedlungen für besonders von der Erderwärmung betroffene Menschen bereitstellen, forderte Amnesty International. Marginalisierte Gruppen und indigene Gemeinschaften müssten an den zur Anpassung notwendigen Maßnahmen von Beginn an beteiligt werden.
Auch Oxfam mahnte mehr Geld zur Unterstützung von armen Ländern an, die etwa von Unwettern oder dem steigenden Meeresspiegel betroffen sind. „Wenn die Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel erschöpft sind, verlieren die Menschen alles“, sagte der Referent für Klimapolitik der Entwicklungsorganisation, Jan Kowalzig. Zugleich forderte er eine zügige Abkehr von fossilen Energien. Die Welt steuere „unverändert auf eine Katastrophe globalen Ausmaßes zu“. Dennoch betrieben weder die G7-Staaten noch die Europäische Union sowie die meisten großen Schwellenländer ausreichend Klimaschutz.
Die 27. Klimakonferenz der Vereinten Nationen beginnt am Sonntag im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich. Bei den knapp zweiwöchigen Verhandlungen beraten Tausende Staatenvertreter über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens von 2015. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wird dort gemeinsam mit zahlreichen anderen Staats- und Regierungschefs am Montag und Dienstag erwartet. Schwerpunkt der Verhandlungen ist unter anderem das Thema Schäden und Verluste: Unter diesem Titel wird diskutiert, wer die Rechnung für die verheerenden Folgen des Klimawandels bezahlt wie anhaltende Dürren, Überschwemmungen oder Stürme.
Amnesty kritisierte auch die Repression gegen zivilgesellschaftliche Organisationen und Medienschaffende im Gastgeberland Ägypten. Vor der Klimakonferenz hätten die Sicherheitsbehörden zahlreiche Aktivistinnen und Aktivisten verhaftet und seien gewaltsam gegen Proteste vorgegangen. In dem nordafrikanischen Land sind nach Angaben der Menschenrechtsorganisation mindestens 22 Journalistinnen und Journalistinnen inhaftiert und mehr als 600 Webseiten zensiert.