Berlin (epd). Bei Grabungen im alten Berliner Stadtzentrum ist ein Holzbauwerk aus der Zeit um 1400 mit zahlreichen gut erhaltenen Alltagsgegenständen entdeckt worden. Das Gebäude am Molkenmarkt im Stadtteil Mitte nahe der Spree war offenbar in kurzer Zeit verfüllt worden und barg eine Fülle von Materialien, wie die Senatskulturverwaltung am Dienstag mitteilte. Anzahl und Vielfalt der geborgenen Funde seien für Berlin einzigartig.
Im Bauwerk hätten sich große Mengen eines typischen Haushalts des 15. Jahrhunderts erhalten; darunter Gefäße, Werkzeuge, Ausstattungsgegenstände und Flachglas, das als Fensterglas im Wohngebäude eingesetzt war. Überdies seien ein Wiegenpüppchen, Knochenwürfel, Murmeln und Metallgegenstände gefunden worden. Einzigartig gut erhalten seien Lederschuhe, Textilreste und kleinste Nahrungsreste, wie Kirsch-, Weintrauben- und Pflaumenkerne sowie Hasel- und Walnüsse.
Das Bauwerk war den Angaben zufolge sieben Meter lang und drei Meter breit. Es war demnach vermutlich ein mit Holz verschalter Keller eines größeren Wohngebäudes. Aus dem bis zu vier Meter unter der heutigen Geländeoberkante liegenden Haus wurden 48 Kubikmeter Füllung entnommen. Diese sei durch Siebe mit Wasser geführt worden, um kleinste Objekte bergen zu können. Das Bauwerksei sei abgetragen worden, da das verbaute Holz nicht gut erhalten gewesen sei, hieß es.
Archäologische Funde dieser Reichhaltigkeit und Vielfalt seien in einer durch Bautätigkeit geprägten Stadt wie Berlin äußert selten, sagte Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Die Funde vertieften und bereicherten das Wissen über die Alltagskultur der Berliner im 15. Jahrhundert.