Berlin (epd). Die evangelische Theologin Margot Käßmann begrüßt die geplante Einführung eines Bürgergelds zur Ablösung des Hartz-IV-Systems. „Ich finde das richtig. Weil ich Menschen kennengelernt habe, die in so schwierigen Lebenslagen sind, wie sie sich gut Situierte überhaupt nicht vorstellen können“, schreibt Käßmann in ihrer wöchentlichen Kolumne in der „Bild am Sonntag“. Es sei gut, wenn sie nicht betteln müssten, „sondern eine minimale Grundversorgung von uns allen bekommen“, schreibt Käßmann mit Blick auf bedürftige Menschen.
Zugleich kritisierte die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Forderungen nach einer Obergrenze für die Übernahme von Heizkosten. Wer Obergrenzen bei Bedürftigen fordere, weil sonst der Sparanreiz fehle, „tut so, als seien Menschen am Existenzminimum alle irgendwie Sozialschmarotzer“. Das sei eine „verachtende und entwürdigende Zuschreibung“.
Das Bürgergeld soll vom kommenden Jahr an die Hartz-IV-Leistungen ablösen. Die Ampelparteien wollen höhere Regelsätze, weniger Sanktionen als bisher und deutlich höhere Schonvermögen - für eine Familie mit vier Kinder beispielsweise 150.000 Euro. CDU-Generalsekretär Mario Czaja drohte am Sonntag mit einer Blockade des Gesetzes im Bundesrat. Dann könnte sich der für den 1. Januar 2023 geplante Start des Bürgergeldes verschieben.