Faeser will in Katar auf Einhaltung der Menschenrechte drängen

Faeser will in Katar auf Einhaltung der Menschenrechte drängen
EKD schreibt DFB und kritisiert Ort und Termin der Fußball-WM scharf
2010 wurde die Fußball-WM nach Katar vergeben, drei Wochen vor dem ersten Anpfiff wird die Kritik an Menschenrechtsverletzungen in dem Land immer lauter. Die Bundesinnenministerin will sich zusammen mit dem DFB-Präsidenten vor Ort ein Bild machen.

Frankfurt a.M. (epd). Rund drei Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft reist Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zusammen mit dem DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf nach Katar, um sich über die Menschenrechtslage im Gastgeberland zu informieren. „Keine WM findet im luftleeren Raum statt. Menschenrechte gelten immer und überall - und jetzt schaut die ganze Welt besonders hin“, sagte Faeser am Freitag in Berlin. Unterdessen kritisierte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) Austragungsort und die Terminierung des Turniers in der Adventszeit scharf.

Die für Sport zuständige Ministerin Faeser sagte, nicht die Fußballer auf dem Platz, aber der organisierte Sport trage selbstverständlich eine Verantwortung. Deshalb sei mit Blick auf künftige internationale Sportveranstaltungen sicherzustellen, dass die Vergabe an menschenrechtliche Standards geknüpft wird.

Sie wolle mit politischen Vertretern in Katar darüber sprechen, dass die dort begonnenen Reformen konsequent und nachhaltig umgesetzt werden. Auch mit Vertretern der Zivilgesellschaft wolle sie reden. Zusammen mit Faeser und Neuendorf reist auch die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Gruene) am Montag und Dienstag nach Katar.

Am Freitag veröffentlichte zudem die EKD einen Brief an den Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), in dem Neuendorf aufgefordert wird mitzuhelfen, „die unselige Instrumentalisierung des Fußballs zum Zwecke des sportswashing zu beenden“. In dem von der EKD-Ratsvorsitzenden Annette Kurschus und dem Sportbeauftragten der EKD, Thorsten Latzel, verfassten Schreiben heißt es, in Katar würden fundamentale Menschenrechte verletzt. Die evangelischen Spitzenrepräsentanten nennen als Beispiel die Vollstreckung der Todesstrafe an einem nepalesischen Gastarbeiter im Jahr 2020. Neuendorf solle bei der Reise die Arbeitsmigranten in deren Wohnquartieren besuchen, sofern sie vorher nicht außer Landes gebracht worden seien, lautet eine Bitte der EKD.

Kritik äußern die westfälische Präses Kurschus und der rheinische Präses Latzel auch an der Austragung der Weltmeisterschaft in den Wochen vor Weihnachten. „Eigens für diesen klimatisch ungeeigneten Austragungsort ist die WM in den späten Herbst verlegt worden, in die Zeit des christlichen Advent wie des jüdischen Chanukka“, heißt es in dem Brief. Der Auftakt sei für den Ewigkeitssonntag geplant. „An diesem Sonntag wird bei uns in stiller Trauer der Verstorbenen des vergangenen Jahres gedacht“, schreiben die Theologin und der Theologe und führen aus, dass die WM den Charakter und die Stimmung des öffentlichen Raums präge.

„Dies beeinträchtigt die Menschen, die diese Wochen als Zeit der adventlichen Besinnung erleben möchten - und das sind nicht allein Gläubige“, heißt es in dem Schreiben. Die Gleichzeitigkeit von Advent und WM werde zahlreiche Menschen in Konflikte bringen, in innere und familiäre.

In einem am Freitag online veröffentlichten Interview des evangelischen Monatsmagazins „chrismon“ sagte Latzel mit Blick auf die WM-Vergabe 2010: „Die Reaktion in der Gesellschaft war damals zu schwach. Die Probleme hätten schon viel früher Thema sein müssen.“ Auch ein WM-Boykott durch den DFB wäre aus seiner Sicht eine Option gewesen.