Wahl in Brasilien: Richtungsentscheid zwischen Bolsonaro und Lula

Wahl in Brasilien: Richtungsentscheid zwischen Bolsonaro und Lula

Berlin, São Paulo (epd). Brasilien steht am Sonntag vor einer historischen Abstimmung. Bei einer Stichwahl sind 156 Millionen Brasilianer aufgerufen, zwischen dem rechtspopulistischen Amtsinhaber Jair Bolsonaro und dem linksgerichteten Ex-Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva zu entscheiden. Der Wahlausgang gilt als völlig offen. Lula, der Brasilien von 2003 bis 2011 regierte, hat die erste Wahlrunde vor vier Wochen knapp gewonnen. Der Wahlkampf war von Fake-News-Kampagnen und Diffamierungen geprägt.

Umfragen sehen Lula bei etwa 50 Prozent und Bolsonaro bei rund 44 Prozent der Stimmen. Allerdings hatten die Meinungsforschungsinstitute in der ersten Wahlrunde einen deutlichen Sieg für Lula vorausgesagt, der so nicht eintrat.

Lula will das Sozialsystem „Bolsa Família“ für arme Familien ausbauen und verspricht eine Steuerreform, die Gutverdiener mehr belastet. Zudem hat er vor, den illegalen Bergbau in der Amazonas-Region entschieden zu bekämpfen und den Schutz von indigenen Gebieten zu verstärken.

Bolsonaro betonte mehrfach, das Wahlergebnis nur anzuerkennen, wenn das Militär es für gültig erklärt. Mehrfach stellte er das elektronische Wahlsystem infrage und provozierte mit Behauptungen über Wahlbetrug. Vor vier Jahren hatte der Ex-Militär mit dem Versprechen gewonnen, Brasilien von der Geißel der Korruption zu befreien, die Arbeitslosigkeit zu senken und die Wirtschaft anzukurbeln. Damit zog er die Elite des Landes, Unternehmer, aber auch viele einfache Menschen auf seine Seite.

Lula wurde vor der Wahl 2018 wegen Korruption und Geldwäsche zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Er selbst nannte seine Verurteilung politisch motiviert. 2021 erhielt er sämtliche politischen Rechte zurück, nachdem der Oberste Gerichtshof die Urteile gegen ihn aufgehoben hatte.