München (epd). Vertreter aus Politik und Kirchen in Bayern haben die frühere Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, mit Blick auf deren 90. Geburtstag am Samstag gewürdigt. Der Beauftragte der bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Ludwig Spaenle, nannte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern am Donnerstag eine „einzigartige Repräsentantin des deutschen Judentums“.
Knobloch gehöre „zu den wichtigsten Stimmen des Judentums im öffentlichen Diskurs in Deutschland und darüber hinaus“. Als Zeitzeugin und Gesprächspartnerin habe sie sich „selbst in den Dienst einer demokratischen Ordnung“ gestellt, sagte Spaenle. Zugleich wisse sie, „wie zerbrechlich ein demokratisches Gemeinwesen sein kann - mit allen Folgen für Minderheiten“.
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte, es sei entscheidend auch Knoblochs Verdienst, dass das jüdische Leben in München, Bayern und Deutschland wieder aufgeblüht ist. Sie habe sich stets für die Sichtbarkeit des jüdischen Lebens und für das friedliche Miteinander in der deutschen Gesellschaft eingesetzt.
Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm dankte Knobloch in einem Glückwunschschreiben für ihre besonderen Verdienste. Knobloch stehe für ein Judentum, das trotz des Holocausts „Ja zum Leben“ sage und das Deutschland „auch in größter Anfechtung angesichts antisemitischer Gewalt in Worten und in Taten nicht aufgegeben habe“.
Knobloch wurde am 29. Oktober 1932 in München als Tochter des Rechtsanwalts Fritz Neuland geboren. In einem Versteck in Franken überlebte sie den Holocaust und kehrte 1945 nach München zurück. Seit 1982 wirkt sie im Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und ist seit 1985 deren Präsidentin.
Sie war zudem Vizepräsidentin und von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Ferner war sie über mehrere Jahre Vizepräsidentin im European Jewish Congress und im World Jewish Congress. Am Sonntag wird Knoblochs Leben und Wirken bei einer Feierstunde in München gewürdigt, daran nehmen unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) teil.