Frankfurt a.M., Istanbul (epd). Die Türkei hat laut Menschenrechtlern zwischen Februar und Juli Hunderte syrische Männer und Jungen willkürlich inhaftiert und nach Syrien abgeschoben. In einem am Montag von Human Rights Watch (HRW) in Istanbul veröffentlichen Bericht heißt es unter Berufung auf Interviews mit abgeschobenen Syrern, dass türkische Beamte diese zur Unterzeichnung von Formularen für die freiwillige Rückkehr zwangen und zum Teil misshandelten. Daraufhin seien die Flüchtlinge zu Grenzübergängen nach Nordsyrien gefahren und mit vorgehaltener Waffe zur Überquerung gezwungen worden.
Im Mai 2022 hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdo?an angekündigt, er wolle eine Million Flüchtlinge in Nordsyrien ansiedeln. Dabei sei Syrien für zurückkehrende Flüchtlinge weiterhin unsicher, kritisierte die Menschenrechtsorganisation. Die Abschiebungen stünden in krassem Gegensatz zur demonstrierten Großzügigkeit der Türkei, die fast viermal so viele Flüchtlinge in den vergangenen Jahren aufgenommen habe wie die EU-Mitgliedsstaaten.
Bis die Zwangsabschiebungen aufhörten, sollte die EU die finanzielle Hilfe für die Türkei aussetzen, sagte die HRW-Forscherin für Flucht und Migration, Nadia Hardman. Die Türkei erfülle nicht die Kriterien für ein sichereres Drittland. Die EU hat der Türkei für die Aufnahme von Flüchtlingen mehrere Milliarden Euro an finanzieller Unterstützung bereitgestellt.