Aachen. (epd). Vier Wochen vor dem Start der Fußball-Weltmeisterschaft zeigt das katholische Hilfswerk missio dem Austragungsland Katar symbolisch die rote Karte. „Über 6.500 Arbeitsmigranten haben auf den Baustellen ihr Leben lassen müssen“, sagt Dirk Bingener, Präsident des internationalen katholischen Hilfswerks. Der Pfarrer stellte am Montag in Aachen eine Kampagne für die Rechte von Arbeitsmigrantinnen insbesondere in Katar vor und machte dabei darauf aufmerksam, dass die Eröffnung der WM am 20. November in Deutschland auf den Totensonntag fällt.
Laut missio verdienen Arbeitsmigrantinnen als Hilfen in Haushalten in Katar umgerechnet rund 230 Euro im Monat bei Arbeitszeiten zwischen 15 und 20 Stunden am Tag. Das bringe die Frauen, die in ihren Heimatländern oft viel Geld für Gebühren an Vermittlungsagenturen zahlten, „in absolute Abhängigkeit“.
Neun von zehn der Arbeitsmigrantinnen seien in den katarischen Haushalten sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung ausgesetzt, ohne sich dagegen etwa juristisch zur Wehr setzen zu können, erklärte missio. Denn die Gerichte in Katar würden die betroffenen Frauen verurteilen und nicht die Täter, wegen der Missachtung des Verbots von außerehelichem Geschlechtsverkehr. Die Arbeitsmigrantinnen seien sich der Situation bewusst, aber sie bräuchten das Geld, um ihre Familien in der Heimat zu versorgen. Laut missio bilden zum Beispiel Überweisungen nach Nepal ein Viertel des dortigen Bruttosozialproduktes.
Der Staat Katar an der Ostküste der arabischen Halbinsel habe einiges an Maßnahmen beschlossen, doch die Umsetzung sei „mangelhaft“, kritisierte das Hilfswerk. Zur missio-Kampagne gehören neben Bierdeckeln, Flyern und Social-Media-Posts auch Postkarten an Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) mit dem Appell, sich in Katar dafür einzusetzen, dass die juristische Praxis der Verurteilung von vergewaltigten Frauen wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs beendet wird.