Berlin (epd). Die neue Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anne Gidion, will im Berliner Politikbetrieb mit Expertise und Empathie punkten. Die Kirche biete Möglichkeiten zum Atemholen, Zwischenräume, „in all dem Schaffen und Strampeln einen Moment Sendepause“, sagte sie in der Predigt im Gottesdienst zu ihrer offiziellen Amtseinführung am Freitag in Berlin.
Zugleich sei sie Interessenvertretung und frage nach Überzeugungen und Haltungen, sagte Gidion. „Die besten Gesetze und Verordnungen helfen nicht, wenn sie nicht im Geist der Präambel des Grundgesetzes umgesetzt und gelebt werden“, sagte sie in ihrer Predigt, in der es um die Zehn Gebote und die Verbindung zwischen Gott und den Menschen ging. Die Präambel der Verfassung beginnt mit den Worten „Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“.
Gidion ist seit Anfang Oktober neue Bevollmächtigte der EKD. Damit vertritt sie die Interessen er evangelischen Kirche gegenüber Bundesregierung und Bundestag in Berlin sowie gegenüber den EU-Institutionen in Brüssel. Die 51-Jährige leitete zuvor das Pastoralkolleg der Nordkirche in Ratzeburg, eine Weiterbildungsstätte für Pfarrerinnen und Pfarrer. Sie arbeitete vor rund 20 Jahren bereits als Referentin im Berliner EKD-Büro. Zudem war sie danach im Bundespräsidialamt während der Amtszeit von Johannes Rau zuständige Referentin für die Kontakte zu Kirchen und Religionsgemeinschaften.
Das Berliner Büro verfasst unter anderem Stellungnahmen zu Gesetzen, bei denen die Kirche vom Gesetzgeber angefragt wird oder sie eine Mitsprachemöglichkeit einfordert. Dazu zählen etwa Vorhaben in der Sozial- und Asylgesetzgebung oder bei medizin-ethischen Themen. Die Bevollmächtigte vertritt außerdem gegenüber der Politik die eigenen Interessen der Kirche, wenn es etwa um finanzielle Zuwendungen oder den Schutz religiöser Belange geht. Sie versteht sich außerdem als Seelsorgerin für die evangelischen Abgeordneten und Regierungsmitglieder.