Schöntal (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Rückschlag für die Idee eines „gemeinsamen Hauses Europa“ durch den Ukraine-Krieg bedauert. Der Wunsch des im August verstorbenen ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow sei ein Traum geblieben. Der Albtraum des Krieges sei an die Stelle des Traums getreten. Und dies verursache auch, dass „wir im Moment mit dem Widerspruch leben, dass das Getreide in den Lagern der Ukraine verdirbt und Menschen in anderen Teilen der Welt Hunger leiden“, sagte Steinmeier am Sonntag im Kloster Schöntal (Hohenlohekreis) bei der Übergabe einer Erntekrone an ihn.
Es sei ihm wichtig, dass die fast schon verloren gegangene Tradition der Übergabe der Erntekrone wiederaufgenommen wurde, sagte er. Er verbinde die Entgegennahme der aus Getreidegarben gebundenen Krone mit dem Dank an die Bäuerinnen und Bauern dieses Landes, und an alle, die in der Landwirtschaft beschäftigt sind. „Vielleicht wird uns in diesen Zeiten der Krise doch bewusster, dass all das, wofür wir im Vaterunser beten, weiß Gott keine Selbstverständlichkeit ist und am wenigsten für die Menschen, die nur 1.000 Kilometer entfernt von uns leben in der Ukraine“, sagte er. Die gesegnete Erntekrone werde nun einige Zeit das Schloss Bellevue in Berlin schmücken, sagte der Bundespräsident.
Der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, dankte dem Bundespräsidenten, dass er „Erntedank in die Gesellschaft hinein“ bringe. „Wir Bauern wissen, dass Technik zwar helfen kann, dass wir aber Gottes Hilfe brauchen, um das tägliche Brot erzeugen zu können, da sind wir dankbar.“ Erntedank sei für Bauernfamilien ein Fest, aber auch Grund zur Besinnung: „Unsere Gedanken sind in diesem Jahr bei den Menschen und natürlich auch bei den Bäuerinnen und Bauern in der Ukraine. Da hoffen wir, dass es der Politik gelingt, das Sterben und Elend sehr schnell zu Ende zu bringen“, sagte Rukwied.