Bonn, Freiburg (epd). Der Betroffenenbeirat bei der katholischen Deutschen Bischofskonferenz kritisiert das Schuldeingeständnis des ehemaligen Freiburger Erzbischofs und Bischofskonferenz-Vorsitzenden Robert Zollitsch als unglaubwürdig. Zollitsch gebe nur das zu, was ohnehin schon bekannt sei oder bald bekannt werde, heißt es in einem am Freitag in Bonn veröffentlichten Schreiben.
Zollitsch gehe nicht offen auf Betroffene zu und suche das direkte Gespräch, um sein Fehlverhalten im Einzelnen zu bekennen, sondern verstecke sich hinter „der üblichen klerikalen Systementschuldigung vom Verschweigen aus Täter- und Organisationsschutz“, kritisierte der Betroffenenbeirat. Das habe nichts mit beispielhaftem Verhalten zu tun.
Am 6. Oktober hatte Zollitsch in einem auf seiner Homepage veröffentlichen Video um Verzeihung für sein Fehlverhalten im Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gebeten. „Zu naiv und sorglos“ sei er mit „Mitbrüdern“ umgegangen, die Menschen missbraucht hätten, sagte er darin. Der heute 84 Jahre alte Zollitsch war zwischen 2003 und 2013 Freiburger Erzbischof und war von 2008 bis 2014 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.
Der „Spiegel“ berichtet in seiner neuen Ausgabe, dass die für Oktober geplante Veröffentlichung des Missbrauchsberichts des Erzbistums Freiburg verschoben sei, weil Zollitsch über einen Juristen Akteneinsicht gefordert habe. Ein Sprecher Zollitschs bestritt, dass der emeritierte Erzbischof damit die Veröffentlichung verzögern wolle und verwies darauf, dass er die Einsicht in die Akten benötige, um zur Wahrheitsfindung beitragen zu können. Es gehe nämlich auch um Vorgänge, die teilweise Jahrzehnte zurückliegen oder erst nach seiner Emeritierung auftraten.
Der Betroffenenbeirat berät die Bischofskonferenz in Fragen sexualisierter Gewalt und bringt die Sichtweise von Betroffenen ein. Dessen Mitglieder sind vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz berufen.