Frankfurt a.M., Naypyidaw (epd). Ein Gericht der Militärjunta in Myanmar hat die entmachtete De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi zu einer weiteren Haftstrafe verurteilt. Die Richter befanden Suu Kyi der Korruption in zwei Fällen schuldig und verhängten dafür je drei Jahre Freiheitsstrafe, wie das Nachrichtenportal „Myanmar Now“ am Mittwoch nach dem Urteilsspruch hinter verschlossenen Türen meldete.
Suu Kyi war wenige Stunden nach dem Putsch vom Februar vergangenen Jahres verhaftet worden. Sie wurde bereits wegen anderer Vorwürfe zu bislang 26 Jahren Haft verurteilt, darunter wegen Korruption, illegalen Imports und Besitzes von Funkgeräten, Verstößen gegen Corona-Auflagen sowie „Anstiftung zum Aufruhr“. Seit Juni sitzt die 77-Jährige in Einzelhaft. Myanmars Junta überzieht die Friedensnobelpreisträgerin mit fast 20 Klagen. Ihr drohen weit über 100 Jahre Haft.
Gegen andere Oppositionelle hat das Militärregime ebenfalls teils harsche Urteile erlassen. Proteste gegen den Putsch wurden mit brutalster Gewalt niedergeschlagen. Laut der Gefangenen-Hilfsorganisation AAPP wurden seit dem Umsturz mehr als 15.800 Personen verhaftet und mindestens 2.343 getötet.
Den Putsch hatte die Armee mit Wahlbetrug begründet, ohne Beweise vorzulegen. Die „Nationale Liga für Demokratie“ (NLD) von Suu Kyi hatte die Parlamentswahlen vom November 2020 klar gewonnen, die Partei der Militärs war unterlegen.