Bremen (epd). Zum Saisonfinale haben die Schausteller auf den Herbst-Volksfesten mit einer Dreifachkrise zu kämpfen. Die Energie- und Rohstoffpreise seien gestiegen, dazu komme ein Mangel an Personal, sagte der Vorsitzende des Schaustellerverbandes im Land Bremen, Rudolf Robrahn, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Doch die Branche lasse sich nicht entmutigen: „Wir Schausteller haben da eine andere Mentalität, irgendwo sind wir alle Stehaufmännchen.“
„Ärmel aufkrempeln und anpacken, so haben wir es in der Vergangenheit bei Krisen gehalten, so machen wir es diesmal auch“, sagte Robrahn kurz vor dem Start des größten Volksfestes im Norden, des Bremer Freimarktes. Der Rummel, zu dem die Schausteller auf bis zu vier Millionen Gäste hoffen, beginnt am 14. Oktober und läuft ohne Corona-Einschränkungen bis zum 30. Oktober.
„Ein Volksfest muss volkstümliche Preise haben, der Freimarkt soll das Vergnügen des kleinen Mannes bleiben“, bekräftigte Robrahn. Doch die Kosten machten die Kalkulationen der Betriebe schwierig. Nachdem der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begonnen habe, seien die Preise der Rohprodukte teilweise durch die Decke gegangen. Die Kosten hätten sich oft verdoppelt.
„Kraftstoffe, Propangas, Mehl, Pflanzenfett - alles ist teurer geworden. Pflanzenfett - und davon brauchen wir viel - beispielsweise um 120 Prozent“, verdeutlichte Robrahn. Deshalb müssten auch die Preise auf dem Rummel angehoben werden. „Aber wir haben natürlich auch kein Interesse daran, dass die Leute sagen, den Freimarkt muss man sich leisten können.“
Außerdem fehle Personal, auch als Spätfolge der Pandemie-Einschränkungen. „Aufbau, Betrieb, Abbau - das ist ja alles personalintensiv. Wir hatten schon vor der Pandemie nicht genug Leute. Aber seit Jahresbeginn ist da noch eine ganz andere Dynamik reingekommen, wie eigentlich in jeder Branche.“ Das habe sogar dazu geführt, dass einige Kolleginnen und Kollegen Volksfeste absagen mussten. Auch in Bremen gebe es vereinzelt Schwierigkeiten. „Aber der Freimarkt steht in voller Montur da, auch, was die großen Zelte und Fahrgeschäfte angeht“.
Zu den Energiekosten sagte Robrahn, sie seien in Bremen nur geringfügig gestiegen. „Ohnehin beziehen wir seit Jahren auf dem Freimarkt Ökostrom, der unter anderem aus Windkraft stammt.“ Die Betriebe hätten außerdem längst auf LED-Leuchten umgestellt. „Trotzdem: Wir müssen mit den höheren Preisen klarkommen.“
Der Deutsche Schaustellerverband hatte kürzlich am Beispiel des Oldenburger Kramermarktes vorgerechnet, dass Volksfeste im Vergleich zu heimischen Freizeitaktivitäten mit Blick auf den Stromverbrauch besser abschneiden. So betrage der Verbrauch eines Volksfestbesuchers auf dem Kramermarkt im Schnitt 0,375 Kilowattstunden. Eine Person, die zuhause einen Film streame und dabei Kaffee und Pizza zu sich nehme, verbrauche 0,914 Kilowattstunden.