Berlin, São Paulo (epd). Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen in Brasilien hat der Linkspolitiker Luiz Inácio Lula da Silva knapp für sich entschieden. Der Ex-Staatschef kam auf 48,42 Prozent der Stimmen, wie das Wahlamt am späten Sonntagabend (Ortszeit) nach Auszählung fast aller Stimmen mitteilte. Der rechtsextreme Amtsinhaber Jair Bolsonaro erhielt 43,21 Prozent der Stimmen. Damit fiel das Ergebnis viel knapper aus als in den letzten Umfragen vor der Wahl. Da kein Kandidat mehr als 50 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinte, müssen sich Lula und Bolsonaro am 30. Oktober einer Stichwahl stellen.
Die Abstimmung fand unter großer politischer Anspannung statt. Lula sprach in der Wahlnacht vor enttäuschten Anhängern in São Paulo von einer zweiten Chance, um neue Allianzen zu bilden und die Wähler zu überzeugen. „Der Kampf geht bis zum endgültigen Sieg weiter“, sagte Lula und versprach, in den kommenden Wochen den Wahlkampf zu intensivieren. „Ich war immer überzeugt, dass wir diese Wahlen gewinnen“, betonte der Linkspolitiker, der Brasilien bereits von 2003 bis 2010 regierte.
Bolsonaro, der in Rio de Janeiro abgestimmt hatte, sagte, er freue sich auf die zweite Wahlrunde und habe „absolutes Vertrauen“, diese zu gewinnen. „Wir haben die Lüge besiegt“, erklärte der rechtsextreme Politiker. Die letzten Vorhersagen des Meinungsforschungsinstitutes Datafolha sahen einen Sieg Lulas bereits in der ersten Wahlrunde voraus.
Bolsonaro ging im Trikot der brasilianischen Nationalfarben in Rio de Janeiro zur Abstimmung und hatte seine Anhänger aufgerufen, dies ebenfalls zu tun. Das gelb-grüne T-Shirt ist inzwischen zum Symbol des Bolsonarismo geworden. Experten zufolge geht Bolsonaro gestärkt in die zweite Wahlrunde.
Lula will den Umweltschutz verstärken und die Armut in Brasilien bekämpfen. Bolsonaro trat bereits vor vier Jahren mit dem Versprechen an, die Wirtschaft anzukurbeln und die Arbeitslosigkeit zu senken, was ihm nicht gelang.