Bonn (epd). Im Streit um den Vergleich des katholischen Reformdialogs Synodaler Weg mit der Nazi-Ideologie beharrt der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, weiter auf einer Entschuldigung von Kurienkardinal Kurt Koch. Er erwarte nach wie vor eine eindeutige Distanzierung zu dessen Aussagen über den Synodalen Weg, heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Stellungnahme Bätzings auf der Internetseite der Bischofskonferenz.
Bätzing hatte am Donnerstag eine umgehende Entschuldigung für Interview-Äußerungen gefordert, in denen der vatikanische Ökumene-Minister Ideen des Synodalen Wegs mit dem Verhalten linientreuer Christen im Nationalsozialismus verglichen hatte. Andernfalls werde er Beschwerde bei Papst Franziskus einlegen, hatte Bätzing angekündigt. Koch hatte Bätzing daraufhin am Donnerstagabend in einem Schreiben geantwortet, das die Bischofskonferenz am Freitag mitveröffentlichte.
Die Antwort könne er nicht als „zufriedenstellend“ akzeptieren, da Kardinal Koch sich im Kern nicht für die unhaltbaren Äußerungen entschuldigt habe, betonte Bätzing. Dieser habe sie sogar noch verschlimmert. Bätzing bezog sich auf einen Satz aus dem Brief des Kardinals: „Und ich muss wahrnehmen, dass Erinnerungen an Erscheinungen und Phänomene in der nationalsozialistischen Zeit in Deutschland offensichtlich tabu sind.“
Dieser Satz verletze erneut, sagte Bätzing. „Er suggeriert nämlich, in Deutschland würden wir uns nicht dem schrecklichen Erbe des Nationalsozialismus stellen.“ Mit Entschiedenheit weise er diese neuerliche Unterstellung zurück. „Nicht wir errichten ein Tabu, vielmehr ist es angesichts der Opfer des Nationalsozialismus ein Tabu, Vergleiche mit nationalsozialistischem Denken, das zu eben diesen Opfern geführt hat, mit irgendeinem heutigen Denken anzustellen“, sagte der Limburger Bischof.
Koch hatte zwar versichert, es sei nicht seine Intention gewesen, jemanden mit seinen Äußerungen zu verletzen, seine grundsätzliche Aussage aus dem Interview jedoch nicht zurückgenommen. Im Kern geht es um einen theologischen Streit, auf welcher Basis traditionelle Lehren der Kirche geändert werden können. Koch bezieht sich mit seiner Kritik auf ein grundlegendes Dokument des Reformprojekts Synodaler Weg, das der Kirche aus der Missbrauchskrise helfen soll. Der Vatikan hat diesen Versuch der deutschen Katholiken von Beginn an kritisch gesehen.