Düsseldorf (epd). Beschäftigte in Ostdeutschland verdienen nach einer Erhebung der Hans-Böckler-Stiftung bei gleicher Qualifikation immer noch deutlich weniger als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den alten Bundesländern. Zwar gibt es bei den Tariflöhnen keine wesentlichen Ost-West-Unterschiede mehr, wie die gewerkschaftsnahe Stiftung am Donnerstag in Düsseldorf mitteilte. So lag das tarifliche Entgeltniveau in Ostdeutschland im Jahr 2021 bei 98 Prozent des West-Niveaus. Die tatsächlich gezahlten Gehälter fielen allerdings in den ostdeutschen Bundesländern um 13,7 Prozent niedriger aus als im Westen.
Für die Studie wertete das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Böckler-Stiftung den Angaben zufolge 188.000 Datensätze des Portals „Lohnspiegel.de“ aus. Verglichen wurden die Einkommen von Beschäftigten gleichen Geschlechts, im gleichen Beruf und mit vergleichbarer Berufserfahrung in Ost und West. Besonders deutliche Gehaltsunterschiede gibt es demnach in vielen technischen Berufen. Maschinenbautechniker mit zehn Jahren Berufserfahrung verdienten im vergangenen Jahr beispielsweise im Osten 690 Euro weniger im Monat als Kollegen im Westen. Bei Maschinenbauingenieuren und -ingenieurinnen betrug der Unterschied sogar 1.030 Euro im Monat.
Eine Hauptursache für das niedrigere Gehaltsniveau sieht WSI-Experte Malte Lübker in der niedrigeren Tarifbindung: „Ostdeutsche Betriebe sind deutlich seltener an einen Tarifvertrag gebunden, als dies im Westen der Fall ist.“ Nach Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) lag die Tarifbindung der Beschäftigten im Jahr 2021 in Ostdeutschland nur noch bei 45 Prozent, verglichen mit 54 Prozent im Westen. „Der Weg zu fairen Löhnen für alle ostdeutschen Beschäftigten führt deshalb über eine Stärkung der Tarifbindung“, betonte Lübker.
Die Daten des Portals „Lohnspiegel.de“ beruhen nach Angaben der Böckler-Stiftung auf einer kontinuierlichen Online-Umfrage unter Erwerbstätigen in Deutschland. Für die Analyse wurden 188.191 Datensätze berücksichtigt, die von Januar 2020 bis August 2022 erhoben wurden.