Expertenrat soll Bischofskonferenz bei Missbrauchsaufarbeitung helfen

Expertenrat soll Bischofskonferenz bei Missbrauchsaufarbeitung helfen
Die deutschen Bischöfe wollen die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt neu organisieren. Eckpunkte dazu stellte der scheidende Missbrauchsbeauftragte Stephan Ackermann am Mittwoch in Fulda vor. Betroffene mahnen eine schnelle Umsetzung an.

Fulda (epd). Die katholische Deutsche Bischofskonferenz will die Bekämpfung und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt neu ordnen. In Zukunft solle diese Arbeit von drei getrennten Gremien geleistet werden, sagte der scheidende Missbrauchsbeauftragte, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, am Mittwoch während der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda. Dazu wird eine bischöfliche Fachgruppe und ein neuer Expertenrat gegründet. Das dritte Gremium ist der bereits existierende Betroffenenbeirat. Dieser mahnte die rasche Umsetzung der neuen Struktur an.

Der neue Vorsitzende der Fachgruppe, der Ackermann ablösen wird, ist der Aachener Bischof Helmut Dieser. Dessen Stellvertreter wird der Freiburger Erzbischof Stephan Burger. Ackermann hatte im Mai öffentlich gemacht, dass er das Amt des Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs in der Bischofskonferenz bis zum Herbst abgegeben werde. Er hatte das Amt seit dem Bekanntwerden des Missbrauchsskandals 2010 inne.

Ackermann stellte Eckpunkte für die Neuordnung vor. Der neue Expertenrat, der mehrheitlich mit unabhängigen Fachleuten besetzt werden soll, soll unter anderem verbindliche Empfehlungen für die Bischofskonferenz erarbeiten. Die bisherige Arbeit des Beauftragten soll zudem evaluiert werden.

Der Vorsitzende der bischöflichen Fachgruppe und sein Stellvertreter vertreten die Bischofskonferenz in den Fragen von Prävention und Aufarbeitung nach innen und außen. Der neue Arbeitsbereich solle sich zudem nicht mehr nur um das Problem des sexuellen Kindesmissbrauchs kümmern, sondern etwa auch den geistlichen Missbrauch in den Blick nehmen. Der Feinschliff solle bis zur Frühjahrsvollversammlung 2023 ausgearbeitet werden, so Ackermann.

Dieser und Burger stünden nun in der Pflicht, die Neustrukturierung bis 2023 zur Entscheidungsreife zu bringen, sagte Betroffenenbeiratssprecher Johannes Norpoth dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dieses Thema benötige keine langwierigen Debatten um interne Organisationsstrukturen, sondern mutige Bischöfe, die bereit seien, mutige Entscheidungen für und mit Betroffenen zu treffen.

Die Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ teilte mit, die Bischöfe hätten viel zu lange einen großen Teil ihrer Verantwortung für die Missbrauchsaufarbeitung auf Ackermann „abgewälzt“. Auch wenn es jetzt eine Fachgruppe gebe, werde dieses Grundproblem der bischöflichen Eigenverantwortlichkeit auch in Zukunft ein Hemmschuh der Aufarbeitung sein. Der Sprecher der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, sagte, auch ein neuer Beauftragter und neue Gremien änderten nichts daran, dass viele Opfer immer noch auf schnelle Hilfen warteten. „Jetzt ist die Politik gefordert“, so Katsch.

Ackermann sagte, ihm sei bewusst, dass er in seiner Rolle als Missbrauchsbeauftragter auch Betroffene verletzt habe. Das tue ihm leid und dafür wolle er um Verzeihung bitten. Die Aufarbeitung und Bekämpfung des sexuellen Missbrauchs bleibe für alle Beteiligten ein „schmerzlicher Lernweg“.

Der Aachener Bischof Dieser sagte, er gehe seine neue Aufgabe mit tiefem Respekt für die Menschen, die in der Kirche verletzt worden seien, und mit Respekt vor der Komplexität der Herausforderung an. Das Ziel sei, in der Kirche eine Atmosphäre zu schaffen, dass Betroffene aus dem Dunkelfeld heraustreten könnten. Darin könne auch ein Beitrag für die Gesellschaft liegen. Denn Missbrauchsopfer gebe es überall.