Washington (epd). Afro-Amerikaner werden laut einer US-Studie viel häufiger falsch angeklagt und unschuldig verurteilt als Weiße. Bei der am Dienstag vorgestellten Untersuchung hat der Rechtsverband „National Registry of Exonerations“ Daten zu rund 3.200 Fällen untersucht, bei denen Menschen schwerer Verbrechen schuldig gesprochen und später nachweislich als unschuldig entlassen worden sind, oft nach vielen Jahren in Haft.
53 Prozent der seit 1989 als unschuldig Entlassenen seien Afro-Amerikaner, heißt es in dem Bericht. Dabei machen Schwarze 13 Prozent der US-Bevölkerung aus. Schwarze würden damit offenbar sieben Mal so oft falsch verurteilt wie Weiße. Die Studie befasste sich mit Vergewaltigung, Drogenvergehen, Mord, Raub und Wirtschaftsstraftaten. Nur bei sogenannter Weiße-Kragen-Kriminalität würden mehr Weiße unschuldig verurteilt als Schwarze.
Besonders dramatisch sei die Diskrepanz zwischen Schwarz und Weiß bei Drogenvergehen. 69 Prozent der unschuldig wegen Drogenkriminalität Verurteilten seien Afro-Amerikaner. Beim Konsum illegaler Drogen gebe es keinen Unterschied zwischen Schwarz und Weiß, doch schwarze US-Amerikaner würden sehr viel häufiger von Polizisten angehalten und nach Drogen durchsucht als weiße. Dieses „rassistische Profiling“ führe zu zahlreichen Falschurteilen, hieß es.
Das Konzept von Rasse ist nach Darstellung der Studie von zentraler Bedeutung im US-amerikanischen Justizwesen. Das „Nationale Register der Entlasteten“ wird von mehreren Universitäten betrieben und dokumentiert Fälle, bei denen Verurteilte als unschuldig freigelassen worden sind. Nach Regierungsangaben machen Schwarze 38 Prozent der Menschen in nationalstaatlichen Gefängnissen aus.