Frankfurt a.M., Berlin (epd). Die Rettungsorganisation Sea-Watch erwirbt ein weiteres Schiff für den Einsatz im Mittelmeer. Der Rechtsruck bei den Parlamentswahlen in Italien am Sonntag zeichne ein dystopisches Bild für die zivile Seenotrettung, erklärte die Organisation am Montag. Der Wahlkampf des Bündnisses um die Rechtsradikale Giorgia Meloni sei auf die Beschränkung von Migration ausgerichtet gewesen. „Der Kriminalisierung von Migration und Seenotrettung durch einen Parteizusammenschluss mit neofaschistischen Wurzeln setzen wir diametrale Werte entgegen“, sagte Sea-Watch-Vorstand Johannes Bayer. Das neue Schiff sei eine Kampfansage.
Es wird demnach „Sea-Watch 5“ heißen und ist laut Sea-Watch mit 58 Metern Länge und einem Alter von zwölf Jahren größer und effizienter als die bisherigen Schiffe der Organisation. Das andere Schiff, das Sea-Watch derzeit betreibt, die „Sea-Watch 3“, wurde Mitte vergangener Woche von den italienischen Behörden festgesetzt. Trotz eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs, das willkürliche Hafenstaatkontrollen verbiete, werde das Schiff unter der wiederkehrenden fadenscheinigen Begründung, zu viele Menschen gerettet zu haben, blockiert.
Die „Sea-Watch 5“ könne noch mehr Gerettete aufnehmen, und sie könnten dort zudem besser versorgt werden. Mit seinem technisch einwandfreien Zustand sei es außerdem besser gerüstet gegen Kriminalisierungs- und Abschreckungsversuche. In den kommenden Monaten werde es für den ersten Einsatz umgebaut und vorbereitet. Für die Finanzierung des neuen Schiffes werde Sea-Watch von zahlreichen Privatpersonen unterstützt sowie durch das Bündnis United4Rescue, das maßgeblich von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) initiiert wurde.
Die ersten beiden Schiffe von Sea-Watch sind nicht mehr in Betrieb. Die „Sea-Watch 4“ ging an die Rettungsorganisation SOS Humanity über und ist nun als „Humanity1“ im Einsatz.
Auf dem Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten Ausschau nach Flüchtlingen in Seenot. Oftmals müssen die Retterinnen und Retter viele Tage bis Wochen auf die Zuweisung eines Hafens warten, um die Menschen an Land zu bringen. Dabei öffnet derzeit nur Italien seine Häfen für private Rettungsschiffe. Die Überquerung des Mittelmeers ist eine der gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind in diesem Jahr bislang 1.325 Menschen dabei ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.