Freiburg (epd). Nach einem positiven Schub durch das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 beobachtet die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, inzwischen wieder einen Stillstand in den Beziehungen zur katholischen Kirche. Gegenwärtig nehme sie eine Stagnation in der Ökumene wahr, sagte Kurschus der Zeitschrift „Herder Korrespondenz“ (Oktober-Ausgabe). Die westfälische Präses verwies dabei auf die Belastung durch das Thema sexualisierte Gewalt.
„Der große Vertrauensverlust ist für beide Kirchen schlimm“, sagte Kurschus. Die Krise zwinge dazu, „uns intensiv mit unseren eigenen Organisationen zu beschäftigen“. Das gehe nicht ökumenisch, sagte Kurschus, die betonte, dass Muster und Ausmaß von Missbrauch in beiden Kirchen unterschiedlich seien. Paradoxerweise merke man aber auch, „wie sehr wir in einem Boot sitzen, wenn etwa wegen des Eklats um Kardinal Rainer Maria Woelki scharenweise Menschen aus der evangelischen Kirche austreten“, sagte sie mit Blick auf die Kritik am Kölner Erzbischof: „Dadurch wird die Ökumene leider nicht gerade befördert.“
Ökumene sei dann auf einem guten Weg, wenn neben dem Verbindenden auch das benannt werde, „was Mühe macht und beschwerlich ist“, ergänzte Kurschus. „Besonders beschwerlich ist für mich, dass es Frauen in der katholischen Kirche weiterhin versagt bleibt, ein leitendes geistliches Amt auszuüben“, sagte die oberste Repräsentantin der evangelischen Kirche.