Neuer Vorwurf gegen Woelki: Erzbistum Köln sieht keine Fehler

Neuer Vorwurf gegen Woelki: Erzbistum Köln sieht keine Fehler
Der Umgang des Kölner Erzbischofs Woelki mit Missbrauchsfällen bleibt umstritten. Ein Bericht des Westdeutschen Rundfunks (WDR) wirft die Frage auf, ob er früher als beteuert von Verfehlungen wusste und zu spät einschritt.

Köln (epd). Kardinal Rainer Maria Woelki sieht sich einem neuen Vorwurf im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal im katholischen Erzbistum Köln ausgesetzt. Das Erzbistum wies allerdings am Freitag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) einen WDR-Bericht zurück, Woelki sei zu spät disziplinarrechtlich gegen den früheren stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten Pfarrer D. vorgegangen. Dem Geistlichen wird sexueller Missbrauch vorgeworfen.

Zwar habe sich Woelki wegen Pfarrer D. am 21. November 2018 an den damaligen Präfekten der Glaubenskongregation im Vatikan, Kardinal Luis Ladaria Ferrer, gewandt, erklärte das Erzbistum. Woelki seien zu diesem Zeitpunkt aber lediglich unbewiesene Informationen und Klagen über D. bekannt gewesen, „die im Laufe der Zeit aktenkundig wurden“. Erst mit „namentlichen Aussagen potenzieller Betroffener“ Ende 2020/Anfang 2021 habe sich die Rechtslage geändert.

Daraufhin sei „umgehend eine ordnungsgemäße Meldung an die Staatsanwaltschaft und schließlich die Beurlaubung von Pfarrer D. am 27.04.2021 im Rahmen der kanonischen Voruntersuchung“ erfolgt, erklärte das Erzbistum. Das Schreiben an Kardinal Ladaria stütze eine eidesstattliche Erklärung Woelkis zu seinem Kenntnisstand im Jahr 2017 zu Missbrauchsvorwürfen gegen Pfarrer D.: „Ihm war konkret der einvernehmliche nicht strafbare sexuelle Kontakt mit einem Prostituierten bekannt, der 2017 mehr als 16 Jahre zurücklag. Darüber hinaus kannte Kardinal Woelki nur Gerüchte.“

In dem Brief von 2018 an Kardinal Ladaria schildert Woelki laut WDR, dem das Schreiben nach Senderangaben vorliegt, penibel verschiedene sexuelle Übergriffe von Pfarrer D. gegen Jugendliche und bat Ladaria um Weisung zum weiteren Vorgehen. Eine Antwort aus dem Vatikan sei nicht bekannt. Erst knapp drei Jahre später habe das Erzbistum Köln Konsequenzen gezogen: Der 2017 zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten ernannte Theologe D. wurde beurlaubt, ein kirchenrechtliches Verfahren gegen ihn eingeleitet und der Fall an die Staatsanwaltschaft gemeldet.

Bei der Staatsanwaltschaft Köln gingen in den vergangenen Tagen zwei Anzeigen gegen Woelki wegen des Verdachts auf Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung über seine frühere Kenntnis zu den Vorwürfen gegen Pfarrer D. ein, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft am Freitag auf epd-Anfrage bestätigte. Die „Welt am Sonntag“ (Online/Print: Samstag) hatte zuvor darüber berichtet. Es werde geprüft, ob ein Anfangsverdacht gegen den Kölner Kardinal vorliege, sagte der Sprecher.

Dies gelte auch für die inzwischen vier vorliegenden Anzeigen gegen Woelki wegen des Verdachts auf falsche eidesstattliche Erklärung im Fall von Winfried Pilz, dem 2019 gestorbenen langjährigen Leiter des Kindermissionswerks „Sternsinger“. Auch hier geht es um die Frage, ob der Erzbischof wesentlich früher von mutmaßlichen Missbrauchstaten erfuhr, als er in einer eidesstattlichen Erklärung versichert hat.