Evangelische Pfarrer erörtern das "Ende der Sicherheit"

Evangelische Pfarrer erörtern das "Ende der Sicherheit"
Deutscher Pfarrertag tagt nach 100 Jahren wieder in Leipzig
"Das Ende der Sicherheit" lautet das Tagungsthema des Pfarrertags in Leipzig. Der Kongress soll Konsequenzen für Predigt und Seelsorge erörtern. Auch Mitgliederschwund und Pfarrermangel stehen auf der Tagesordnung.

Kassel, Leipzig (epd). Mit einem Gottesdienst in der Thomaskirche beginnt am Montag (26. September) der Deutsche Pfarrertag in Leipzig. Unter dem Motto „Ende der Sicherheit“ sollen bis Mittwoch die mitunter krisenhaften Veränderungen in Kirche und Gesellschaft in den Mittelpunkt rücken, erklärte der veranstaltende Verband evangelischer Pfarrerinnen und Pfarrer in Deutschland auf einer Online-Pressekonferenz am Donnerstag. Hierzu wird am Dienstag Thomas de Maizière (CDU) sprechen. Der frühere Bundesinnen- und Verteidigungsminister ist seit Oktober Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentages.

Das Tagungsthema soll in einer Podiumsdiskussion mit Experten aus den Bereichen Polizei, Recht, Pflege und Theologie erörtert werden, sagte der Verbandsvorsitzende Andreas Kahnt. Gewohnte politische und gesellschaftliche Gefüge seien derzeit in Auflösung begriffen, etwa in der Arbeitswelt: „Als ich Kind war, konnte man als normaler Maurer eine Familie ernähren. Da hat sich vieles verändert“, sagte Kahnt. Der Sozialstaat komme an seine Grenzen. Auch der Klimawandel, der bedrohte europäische Zusammenhalt sowie steigende Energie- und Lebensmittelpreise verunsicherten die Menschen.

Der Pfarrertag kommt 2022 zum ersten Mal seit hundert Jahren wieder in der sächsischen Messestadt zusammen. Das sei „eine schöne Sache“, sagte der Vorsitzende des gastgebenden sächsischen Pfarrvereins, der Dresdner Pfarrer Eckehard Möller. Denn auch „im Jahre 33 nach der Wende“ müsse er immer wieder darauf hinweisen: „Uns gibt’s im Osten auch.“

Der Mitgliederschwund habe die ostdeutschen Landeskirchen schon mehrfach zu Strukturreformen gezwungen, sagte Möller. Daher fragten westdeutsche Landeskirchen die Kirchen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR mittlerweile um Rat. „Das ist aus meiner Sicht eine gute Sache, dass wir zueinanderfinden und mehr auf Augenhöhe kommunizieren.“

Außerdem soll der Kongress die Herausforderungen infolge des wachsenden Pfarrermangels in der evangelischen Kirche erörtern. Kahnt warnte, dass Pfarrerinnen und Pfarrer dadurch zunehmend überlastet seien. Er schlug vor, das Pfarrpersonal von Verwaltungs- und Geschäftsführungsaufgaben stärker zu entlasten. Überhaupt sei es an der Zeit, das pastorale Rollenverständnis neu zu überdenken.

Die Tagung ist den Angaben zufolge der größte theologische Fachkongress in Deutschland. Die Veranstalter rechnen mit rund 350 Teilnehmern. Dem evangelischen Pfarrerverband gehören nach eigenen Angaben etwa 20.000 Pfarrerinnen und Pfarrer an.