Frankfurt a. M., Bonn (epd). Wegen schwerer Tierschutz-Verstöße in sieben Schweinemastanlagen ermitteln Staatsanwaltschaften in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Grundlage sind Video- und Fotoaufnahmen aus den Ställen, wie der Verein „Deutsches Tierschutzbüro“ am Mittwoch mitteilte. Bei den Betrieben soll es sich um Zulieferer des Fleischkonzerns Westfleisch handeln. Der Deutsche Tierschutzbund nannte die Verstöße „systemimmanent“ und forderte die Politik auf, Kontrollen sicherzustellen.
Über den „Westfleisch-Skandal“ hatten am Dienstagabend bereits das ZDF-Investigativ-Magazin „Frontal 21“ sowie der „Spiegel“ berichtet. Gleichzeitig hatte das Tierschutzbüro Ausschnitte aus dem Filmmaterial auf Youtube veröffentlicht. Betroffen sind nach Angaben des Vereins Betriebe in den nordrhein-westfälischen Landkreisen Lippe, Höxter, Paderborn, Warendorf, Steinfurt und Borken sowie im niedersächsischen Hessisch-Oldendorf.
Die Bilder zeigen schwerkranke Schweine, die offenbar nicht tierärztlich behandelt werden. In einem Stall in Hessisch-Oldendorf haben die Tiere blutige Ringelschwänze und andere schwere Wunden sowie faustgroße Schwellungen. Eines der gefilmten Schweine kann aus eigener Kraft nicht mehr aufstehen. Andere Szene zeigen, wie Schweine tote Artgenossen kannibalisieren.
Wie das Tierschutzbüro mitteilte, wurden in allen sieben Fällen das zuständige Veterinäramt informiert. Daraufhin sei gegen alle Betriebe bei den zuständigen Staatsanwaltschaften in Münster, Detmold, Paderborn und Oldenburg Anzeige erstattet worden.
Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, rief den Gesetzgeber auf, die reine Stallhaltung von Schweinen zu verbieten. Diese sei Tierquälerei, da die Tiere „auf Spaltenböden einem sehr hohen Risiko ausgesetzt sind, krank zu werden, sich zu verletzen und Verhaltensstörungen zu entwickeln.“ Außerdem beklagte Schröder „fehlende Kontrollmechanismen durch Veterinärbehörden, behandelnde Tierärzte, Transportunternehmen, Schlachthöfe und letztendlich den Lebensmitteleinzelhandel“. Auch in dieser Hinsicht müsse die Politik die Rahmenbedingungen ändern.