Frankfurt a.M. (epd). Das Rettungsschiff „Humanity1“ hat nach vielen Tagen und Anfragen die Erlaubnis zur Einfuhr in einen italienischen Hafen erhalten. Die Crew könne die 398 Flüchtlinge an Bord nach Taranto bringen, erklärte die Organisation SOS Humanity am Dienstag. „Die Überlebenden sind sehr erleichtert, aber wieso wurde uns ein Hafen zugewiesen, der eine Zwei-Tage-Reise im Norden liegt?“ Trinkwasser, Essen und Medikamente gingen zur Neige, viele Kinder hätten Fieber und Infektionskrankheiten breiteten sich an Bord aus.
Derweil bat die „Open Arms“ der gleichnamigen spanischen Organisation weiter um die Zuweisung eines Hafens für 402 Gerettete an Bord. Zudem befinde sich eine Leiche auf dem Schiff, die an Land gebracht werden müsse. Der 20-jährige Eritreer sei laut Aussage der anderen Insassen eines Holzbootes vom Schleuser derart brutal geschlagen worden, dass er starb. „Weil jeder Mensch einen würdigen Tod verdient, werden wir ihn mit den 402 Lebenden an Land bringen“, erklärte Open Arms.
Auf dem Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten nach Flüchtlingen in Seenot aus. Nach der Rettung müssen sie oftmals Tage oder Wochen auf die Zuweisung eines Hafens warten. Das einzige Land, das diese Erlaubnisse ausspricht, ist Italien. Malta lässt schon seit Monaten keine Rettungsschiffe mehr in seine Häfen.
Sowohl die „Open Arms“ als auch die „Humanity1“ haben schon viele Tage auf die Zuweisung eines Hafens gewartet. Die Besatzung der „Humanity1“ hatte bereits am Wochenende vor Wasserknappheit und sich ausbreitenden Infektionskrankheiten gewarnt. Seit der ersten Rettung sind inzwischen zwei Wochen vergangen, seit der letzten sieben Tage. An Bord befinden sich der Organisation zufolge 55 Kinder und 110 unbegleitete minderjährige Jugendliche. Am Sonntag war ein Geretteter vor Verzweiflung von Bord gesprungen, als die italienische Küstenwache drei Säuglinge mit ihren Familien aus medizinischen Gründen evakuierte.
Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben seit Jahresbeginn bei der Überfahrt mindestens 1.301 Menschen oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.