800 Menschen warten auf Rettungsschiffen auf sicheren Hafen

800 Menschen warten auf Rettungsschiffen auf sicheren Hafen

Frankfurt a.M. (epd). Hunderte Flüchtlinge haben am Montag auf Rettungsschiffen auf die Erlaubnis gewartet, an Land zu gehen. Die „Open Arms“ habe in der Nacht weitere 30 Menschen in Seenot an Bord genommen und brauche dringend die Zuweisung eines Hafens für 402 Gerettete auf dem Schiff, erklärte die spanische Organisation „Open Arms“. Auch die Besatzung der „Humanity1“ von SOS Humanity appellierte an die zuständigen Behörden, den 398 Menschen an Bord einen sicheren Ort zuzuweisen. Seit der ersten Rettung seien fast zwei Wochen vergangen, seit der letzten sechs Tage. Die Crew habe bereits 18 Anfragen gestellt - ohne Erfolg.

„Die Vorräte gehen zur Neige, auch Crewmitglieder sind erkrankt, schlechtes Wetter zieht auf“, erklärte SOS Humanity: „Die 55 Kinder und 110 unbegleiteten Minderjährigen Jugendlichen leiden besonders unter den Bedingungen.“ Infektionskrankheiten breiteten sich aus. Bereits am Wochenende hatten die Helferinnen und Helfer davor gewarnt, dass das Frischwasser sowie andere Vorräte wie Babymilchpulver knapp würden und Erkältungs- und Magen-Darm-Krankheiten wegen des engen Raumes um sich griffen.

Auf dem Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung. Lediglich private Initiativen halten nach Flüchtlingen in Seenot aus. Nach der Rettung müssen sie oftmals Tage und Wochen auf die Zuweisung eines Hafens warten. Das einzige Land, das diese Erlaubnisse ausspricht, ist Italien. Malta lässt schon seit Monaten keine Rettungsschiffe mehr in seine Häfen.

Am Wochenende waren fast 430 von der „Sea-Watch 3“ gerettete Flüchtlinge in Süditalien an Land gegangen. Das Schiff war am Vortag in den Hafen von Reggio Calabria eingelaufen, nachdem die italienischen Behörden nach mehreren Tagen dafür grünes Licht gegeben hatten. Davor hatte eine Person aus medizinischen Gründen evakuiert werden müssen.

Auch von der „Humanity1“ wurden am Sonntag die Familien von drei Säuglingen von den italienischen Behörden evakuiert. Dabei sprang nach Angaben der Organisation eine Person aus Verzweiflung von Bord.

Das Mittelmeer gilt als eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben seit Jahresbeginn bei der Überfahrt mindestens 1.297 Menschen oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.