Greenpeace will EU-Nachhaltigkeitssiegel für Gas und Atom verhindern

Greenpeace will EU-Nachhaltigkeitssiegel für Gas und Atom verhindern

Hamburg, Berlin (epd). Greenpeace will notfalls vor Gericht die Einstufung von Gas und Atomkraft als nachhaltige Energieträger verhindern. Die deutsche Sektion der Umweltschutzorganisation legte zusammen mit sieben anderen Länderbüros in der Europäischen Union (EU) Widerspruch bei der EU-Kommission gegen deren sogenannte Taxonomie ein, wie Greenpeace Deutschland am Montag in Hamburg mitteilte.

Die Entscheidung der Kommission, Gas und Atom ab nächstem Jahr als nachhaltig einzustufen, sei rechtswidrig. Daher fordern die Greenpeace-Länderbüros, den maßgeblichen Rechtsakt aufzuheben. „Andernfalls werden wir Klage beim Europäischen Gerichtshof einreichen“, sagte Martin Kaiser, Geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland.

Vier andere Umweltorganisationen, unter ihnen WWF und BUND, gehen zumindest gegen die Einstufung von Erdgas als nachhaltige Energiequelle vor. Ziel sei es, „Greenwashing zu stoppen und die Glaubwürdigkeit der gesamten EU-Taxonomie zu bewahren“, teilte der WWF in Berlin mit und unterstrich, fossiles Gas sei nicht nachhaltig.

Greenpeace sieht seine Einschätzung von Gas und Atom durch zwei neue Gutachten gestützt. Ein Gutachten von Aurora Energy Research zum Thema Gas zeige, dass sich Europa mit der ab 2023 geltenden Taxonomie langfristig „an den klimaschädlichen Energieträger Gas binden und die Energiewende ausbremsen würde“, hieß es. Eine zweite Studie der Physikerin Oda Becker zeige, dass neue Atomkraftwerke das europäische Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein, unterlaufe und deswegen keine Übergangstechnologie sein könne.

Bei der sogenannten EU-Taxonomie geht es um ein System, mit dem Finanzprodukte im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit hin beurteilt werden. Ziel ist, dass Anleger ihr Geld in umwelt- und klimafreundliche Wirtschaftsbereiche investieren. Die EU-Kommission hatte die aktuelle Verordnung, die Atom und Gas als nachhaltig einstuft, im Februar verabschiedet. Im Juli billigte das EU-Parlament diese Verordnung.