Düsseldorf, Berlin (epd). Der Migrationsforscher Gerald Knaus dringt angesichts der hohen Zahl von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine auf Hilfen für private Gastgeber und eine bessere EU-weite Verteilung der Menschen. „Private Hilfe muss weiterhin möglich bleiben“, sagte der in Berlin lebende österreichische Soziologe der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag). Deshalb müssten für private Gastgeber im Winter auch angesichts der hohen Heizkosten Hilfen angeboten werden.
Zum anderen müsse die freiwillige Verteilung innerhalb der EU gefördert werden, mahnte der Soziologe und Berater. „Seit Februar erleben wir ein Laissez-faire-System.“ Die Ukrainer würden dorthin gehen, wo sie wollten. Zwangsquoten in der EU seien gescheitert. „Aber man könnte trotzdem mehr Angebote vermitteln, damit Menschen auch in Länder wie Frankreich, Spanien oder Italien gehen, die bisher proportional viel weniger Ukrainer aufgenommen haben“, sagte der Migrationsexperte und Vorsitzende der Denkfabrik European Stability Initiative. Das könne Polen und Tschechien, aber auch Deutschland entlasten.
Die Zahl der Menschen, die aus der Ukraine in die Europäische Union fliehen müssten, könne über den Winter weiter ansteigen, vermutet Knaus. „Wenn die russische Strategie wie derzeit darin besteht, Kraftwerke und notwendige Infrastruktur zur Versorgung von Städten zu zerstören, kann das enorme humanitäre Probleme weiter verschärfen.“