Speyer, Karlsruhe (epd). Die beiden leitenden Geistlichen der evangelischen Landeskirchen in der Pfalz und in Baden, Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Bischöfin Heike Springhart, wollen gemeinsam mit den Gläubigen die Kirche in eine gute Zukunft führen. Um die großen Herausforderungen zu meistern, sei ein Miteinander von Frauen und Männern auf allen Ebenen unabdingbar, machten Wüst und Springhart in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) deutlich. Dabei setzen die beiden Frauen im Leitungsamt auf einen partizipativen Führungsstil mit flachen Hierarchien, Offenheit und Vertrauen. Einen gemeinsamen Akzent setzen sie auf die Prävention und Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche.
Durch den verstärkten Aufstieg von Frauen in höhere und höchste Leitungsämter verändere sich die evangelische Kirche positiv, stimmten Wüst (57) und Springhart (47) überein. Seit März 2021 steht die gebürtige Pirmasenserin Wüst an der Spitze der Pfälzer Kirche in Speyer. Springhart, die in Schönau im Schwarzwald aufwuchs, ist seit April dieses Jahres badische Landesbischöfin in Karlsruhe. Beide pflegen einen kooperativen Leitungsstil, der die Menschen in Entscheidungsprozesse einbinden soll. In die Kirche könnten Frauen die Fähigkeit einbringen, voneinander zu lernen und offen miteinander zu kommunizieren, betonen sie.
Als erste Frauen an der Spitze ihrer Landeskirchen haben Wüst und Springhart nach eigenen Worten viel Unterstützung und kaum Vorbehalte aufgrund ihres Geschlechts erlebt. Bei der Bischofswahl sei es nicht darum gegangen, eine Frau, sondern „die richtige Person zu wählen“, sagte Springhart. Dennoch hätten viele Menschen gesagt: „Es wird doch einmal Zeit, dass es eine Frau wird.“
Auch Wüst berichtete, dass bei ihrer Wahl zur Kirchenpräsidentin ausschlaggebend gewesen sei, dass die Person die Kirche in den kommenden Jahren gut leiten werde. In den Gemeinden werde offenbar wohltuend empfunden, dass sie ihr Amt wenig autoritär und hierarchisch ausübe. Gemeinsam mit den Mitgliedern wolle sie intensiv daran arbeiten, dass „die frohe Botschaft eine Strahlkraft entwickeln kann“, sagte Wüst.
Unterschwellig werde doch hin und wieder in der Kirche die Führungsfähigkeit von Frauen angezweifelt, berichtete Springhart. Sie seien aufgerufen, zu zeigen, „dass wir auch als Frauen Bischöfinnen sein können“, sagte die badische Landesbischöfin. In der Pfälzer Kirche gebe es derzeit auf mittlerer Leitungsebene keine Frauen, beklagte Kirchenpräsidentin Wüst. Das Dekansamt müsse für Frauen und Männer wieder attraktiver werden.
Eine gemeinsame Aufgabe sehen die Kirchenpräsidentin und die Landesbischöfin bei der Prävention und Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche. Vom Umgang der Kirche mit diesem Thema hänge das Vertrauen der Menschen in sie ab, betonten Wüst und Springhart. Die beiden Frauen an der Spitze der Unionskirchen in der Pfalz und in Baden wollen die Zusammenarbeit verstärken. „Wir müssen schauen, was wir punktuell zusammen machen können und was gut funktioniert“, sagte Bischöfin Springhart.