Missio: Mädchen religiöser Minderheiten in Pakistan massiv gefährdet

Missio: Mädchen religiöser Minderheiten in Pakistan massiv gefährdet
09.09.2022
epd
epd-Gespräch: Claudia Rometsch

Aachen (epd). Das katholische Missionswerk Missio fordert die Bundesregierung auf, gegen die Bedrohung von Mädchen religiöser Minderheiten in Pakistan vorzugehen. „Nach Schätzungen von NGOs werden jährlich rund 1.000 Mädchen und junge Frauen entführt, zwangsverheiratet und zur Konversion gezwungen“, sagte Katja Voges, Missio-Expertin für Menschenrechte und Religionsfreiheit, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Aachen. Die Dunkelziffer liege wahrscheinlich sehr viel höher. Mit einer Kampagne für eine Petition an die Bundesregierung will Missio vom 12. September an auf die gefährliche Lage junger Christinnen in Pakistan aufmerksam machen.

Hinter den Zwangskonversionen stecke in der Regel wesentlich mehr als der unfreiwillige Übertritt zu einer anderen Religion, sagte Voges. „Die jungen Frauen sind dabei massiver körperlicher und psychischer Gewalt, Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch ausgesetzt.“ Missio-Partner in Pakistan berichteten immer wieder von Fällen oft minderjähriger Christinnen, Hinduistinnen und Ahmadiyya-Musliminnen, die entführt, unter Zwang zum Islam konvertiert und mit meist viel älteren Männern verheiratet würden.

Auch nach pakistanischem Recht sei die Entführung, Zwangsverheiratung und Konversion der jungen Mädchen nicht zulässig, erklärte Voges. Nach dem pakistanischen Strafgesetzbuch gelte etwa der Geschlechtsverkehr mit Mädchen unter 16 Jahren als Vergewaltigung und werde mit einer Mindeststrafe von zehn Jahren Haft geahndet. „Wenn die Opfer religiösen Minderheiten angehören, greift das Gesetz aber oft nicht.“ Gerichte ließen in vielen Fällen die Täter unbehelligt, wenn diese eine Konversions- und Heiratsurkunde vorlegten - oft mit gefälschten Altersangaben der Mädchen.

„Unsere Partnerinnen und Partner in Pakistan fordern deshalb ein Gesetz, das Mädchen und junge Frauen aus religiösen Minderheiten vor dieser Praxis schützt“, sagte Voges. Ein Gesetzentwurf sei zwar in Pakistan angestoßen, aber im vergangenen Herbst gestoppt worden. Um das Gesetz durchzusetzen, brauche es internationalen Druck auf die pakistanische Regierung.

In Pakistan bilden die mehr als 200 Millionen Muslime die religiöse Mehrheit. Zudem leben in dem südasiatischen Land rund 3,6 Millionen Hindus und etwa 2,6 Millionen Menschen christlichen Glaubens. Eine der kleinsten Minderheiten sind die Anhänger der Ahmadiyya-Religion, die sich selbst als Muslime verstehen, aber in Pakistan nicht als solche anerkannt werden.

Missio wende sich deshalb an den Beauftragten der Bundesregierung für weltweite Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe (SPD). „Wir wollen ihn bitten, das Thema Frauenrechte und Zwangskonversion in Pakistan in den Fokus zu nehmen.“