Karlsruhe (epd). Mit einem Appell zur „Heilung des Planeten“ ist am Donnerstag der internationale Ökumene-Gipfel des Weltkirchenrates in Karlsruhe zu Ende gegangen. In der Abschlussbotschaft wurde zum gemeinsamen Handeln von Kirchen- und Staatengemeinschaft gegen Krieg, vermeidbare Krankheiten, Klimawandel und Hunger aufgerufen. Beim umstrittenen Thema Israel-Palästina-Konflikt einigten sich die rund 650 Delegierten auf einen Kompromiss, ein vor der Tagung befürchteter Eklat blieb aus.
Ein zentrales Thema der Tagung war der Ukraine-Konflikt. Zum Abschluss verurteilten die Delegierten den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine scharf. Krieg sei mit dem Wesen Gottes unvereinbar. Jeder Missbrauch religiöser Sprache und Autorität zur Rechtfertigung von bewaffneter Aggression und Hass sei abzulehnen: „Wir appellieren an alle Konfliktparteien, die Grundsätze des humanitären Völkerrechts zu respektieren“. Die Zivilbevölkerung müsse geschützt, Kriegsgefangene human behandelt werden.
Der Weltkirchenrat rief zum Abschluss einem gerechten Frieden im Nahen Osten auf: „Wir sind der Meinung, dass nur durch ein Ende der Besatzung und eine gerechte, umfassende und dauerhafte Friedensregelung die Sicherheit sowohl der Palästinenser als auch der Israelis gewährleistet werden kann“, heißt es in einer verabschiedeten Erklärung.
Uneinig sind die 352 Mitgliedskirchen allerdings bei dem Begriff „Apartheid“, der in der Erklärung enthalten ist. Dennoch erklärt der Weltkirchenrat Israel nicht zum Apartheidstaat. Davor hatten vor der Tagung vor allem Antisemitismus-Beauftragte und jüdisch-christliche Verbände gewarnt. In dem Text heißt es: „In jüngster Zeit haben zahlreiche internationale, israelische und palästinensische Menschenrechtsorganisationen und juristische Gremien Studien und Berichte veröffentlicht, in denen die Politik und die Handlungen Israels als 'Apartheid' im Sinne des Völkerrechts beschrieben werden.“
Während einige Kirchen und Delegierte nachdrücklich die Verwendung dieses Begriffs unterstützten, da er die „Realität der Menschen in Palästina/Israel und die völkerrechtliche Lage zutreffend beschreibt“, hielten ihn andere für „unangemessen, wenig hilfreich und schmerzhaft“. Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, hatte in der Diskussion am Dienstagabend vor dem Plenum eindrücklich davor gewarnt, von Israel als einem Apartheidstaat zu sprechen.
Zum Klimawandel hieß es, Politik und Gesellschaft müsse dem Klimanotstand in Wort und Tat Priorität einräumen. Zudem sei eine größere Solidarität und Gerechtigkeit mit denjenigen Menschen nötig, die am stärksten unter der Klimazerstörung leiden. „Wir müssen von unserem fortgesetzten menschlichen Egoismus umkehren“, heißt es einer Erklärung.
In der Erklärung wird von Politik und Gesellschaft ein schnellerer Übergang zu erneuerbaren Energiequellen gefordert, eine Reduzierung der Emissionen, der Schutz der Ökosysteme schützt sowie das „Menschenrecht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt“. Besonders indigene Völker seien mit den direkten Folgen des Klimawandels konfrontiert.
Die elfte Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) endete am Nachmittag. Auf der neuntägigen Versammlung trafen sich die Delegierten und mehr als 2.000 weitere Teilnehmer aus allen Regionen der Welt zum Thema „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“. Der Weltkirchenrat repräsentiert rund 580 Millionen Christen, die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied.