Frankfurt a.M. (epd). Zu Beginn weiterer Beratungen über Kirchenreformen haben katholische Laien und Bischöfe ihren Willen zu Veränderungen betont. Auf der vierten Tagung des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg würden endgültige Entscheidungen getroffen, kündigte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, am Donnerstag in Frankfurt am Main. Auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, er sei zuversichtlich, dass man mit Entscheidungen nach Hause gehe. Bätzing und Stetter-Karp sind Präsidenten des Synodalen Wegs, der 2019 von Bischofskonferenz und Zentralkomitee initiiert wurde.
Bis Samstag beraten mehr als 200 ehrenamtliche Laien, Mitarbeiter der katholischen Kirche, Priester und Bischöfe über Reformvorschläge, die der Kirche aus der Vertrauenskrise helfen sollen. Ausgangspunkt sei der Skandal und die Verbrechen des Missbrauchs, betonte Bätzing.
Stetter-Karp und Bätzing wiesen Befürchtungen des Vatikans zurück, ohne Zustimmung des Heiligen Stuhls katholische Lehrmeinungen zu verändern. Stetter-Karp sagte, man lasse sich nicht von Buh-Rufen am Rande aus der Bahn werfen. Damit bezog sie sich auf ein Schreiben aus Rom von Juli, das die deutschen Katholiken davor gewarnt hatte, eigenmächtig Reformen umzusetzen. Bätzing betonte, man sei nicht auf einem deutschen Sonderweg.
Der Limburger Bischof sagte, er spüre den „unendlich großen Veränderungsdruck“. „Wir müssen uns bewegen“, sagte er. Die Situation lasse kein Erlahmen und Ermüden zu - vor dem Hintergrund einer Rekordzahl von Kirchenaustritten von rund 359.000 im vergangenen Jahr.
Auf der Agenda der vierten Synodalversammlung stehen unter anderem Beschlussvorlagen zur theologischen Neubewertung der Homosexualität und für eine neue Sexualethik. Der Aachener Bischof Helmut Dieser verteidigte seine Aussage, dass Homosexualität gottgewollt sei. „Wir wollen erreichen, dass über diese Fragen entspannter, entkrampfter in unseren Ansätzen nachgedacht wird und dass es zu einer Weiterentwicklung des Katechismus und der kirchlichen Auffassung von Homosexualität kommt“, sagte er.
Zudem wollen die Delegierten über Vorschläge für eine stärkere Beteiligung von Frauen an kirchlichen Leitungsämtern und zur dauerhaften Beteiligung von Laien an Entscheidungen abstimmen. Dazu soll ein sogenannter Synodaler Rat geschaffen werden, in dem die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee auch nach Ende des Synodalen Wegs weiter über Reformen beraten sollen.
Es sei wichtig, Synodalität zu verstetigen, betonte Stetter-Karp. Der Synodale Weg solle keine Einwegflasche sein, die nach Benutzung entsorgt werde. Der Reformdialog sei „die Eingangstür des neuen synodalen Miteinanders“, sagte der Limburger Bischof Bätzing.
Als beschlossen gilt ein Text, wenn sowohl zwei Drittel der Teilnehmer, als auch zwei Drittel der Bischöfe zustimmen. Das gilt als hohe Hürde. Von 69 Bischöfen sind 62 anwesend.
Beide zeigten sich gespannt vor den anstehenden Abstimmungen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir Zwei-Drittel-Mehrheiten bekommen“, sagte Bätzing. Aber er sei kein Prophet. Stetter-Karp sagte, man stehe kurz vor der Ziellinie des Synodalen Wegs. „Ich will, dass wir gemeinsam über die Ziellinie laufen“, sagte sie. Die fünfte und letzte Synodalversammlung wird im März 2023 in Frankfurt am Main stattfinden.