Frankfurt a. M. (epd). Personalmangel an den Schulen wird nach Einschätzung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) zu einer großen Hürde bei der schulischen Integration von Schülerinnen und Schülern aus der Ukraine. „Es ist ein Armutszeugnis, dass schon vor der Ukrainekrise die Unterrichtsversorgung der Schülerinnen und Schüler nicht ausreichend war“, sagte Anja Bensinger-Stolze vom GEW-Hauptvorstand dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es fehle nicht nur an Lehrkräften für die schätzungsweise mindestens 165.000 Neuankömmlinge, sondern auch an Schulsozialarbeitern und -psychologen.
Die GEW begrüße die derzeitige vereinfachte Einstellung ukrainischer Lehrkräfte an deutschen Schulen zur Betreuung der geflüchteten Kinder. Es müsse aber schnell für deren Weiterqualifizierung gesorgt werden.
Das von einigen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz bereits während der Flüchtlingskrise 2015 erprobte Vorgehen, Kinder mit begleitenden Deutsch-Intensivkursen von Anfang an in bestehende reguläre Klassen einzubinden, sollte nach Überzeugung der Gewerkschaft erneut angewandt werden. „Das ist das Verfahren, das auch wir präferieren“, sagte Bensinger-Stolze.
Sie räumte ein, dass vor allem kleinere Grundschulen im ländlichen Raum vor großen organisatorischen Herausforderungen stünden: „Man muss auch dort - auch für zwei oder drei Kinder - neben dem Unterricht in der Regelklasse Sprachkurse anbieten. Eventuell ist dies innerhalb der Region mit mehreren Grundschulen gemeinsam möglich. Da gibt es kein Rezept.“
Bensinger-Stolze appellierte an ukrainische Familien, sechs Monate nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine dem deutschen Schulunterricht im Regelfall den Vorrang vor dem weiterhin angebotenen ukrainischen Fernunterricht einzuräumen. „Wir wissen nicht, wie lange es dauert, daher ist es besser, wenn die ukrainischen Schülerinnen und Schüler in ihrem jetzigen Umfeld ankommen und die Möglichkeit haben, hier mit Gleichaltrigen gemeinsam lernen können.“ Bei Jugendlichen kurz vor dem Ende der Schullaufbahn könne es hingegen sinnvoll sein, sich auf den ukrainischen Abschluss zu konzentrieren.