München (epd). Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle (CSU) hat den Umgang der deutschen Behörden mit den Angehörigen der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 als „schändlich“ bezeichnet. Es sei lange gezielt getäuscht und gelogen worden, um Ansprüche vom Tisch zu wischen, sagte Spaenle dem Radiosender Bayern2 am Freitag. Die Stadt München, Land und Bund hätten versucht, das Thema über Jahrzehnte zu verdrängen.
Dass kurz vor der Gedenkveranstaltung zum 50. Jahrestag des Attentats am Montag noch eine Einigung in dem Streit um Entschädigungszahlungen erzielt wurde, sei ein Akt der Gerechtigkeit und eine späte Genugtuung für die Angehörigen, sagte Spaenle. Man habe die „Kurve gerade noch gekriegt“.
Am Mittwoch hatten Bundesregierung und Hinterbliebene mitgeteilt, man habe sich auf eine „Gesamtkonzeption anlässlich des 50. Jahrestags“ geeinigt. Dazu gehöre auch die Bereitstellung weiterer Anerkennungsleistungen durch den Bund, das Land Bayern und die Stadt München. Zudem sind eine Aufarbeitung der Geschehnisse durch eine Kommission deutscher und israelischer Historiker, die Freigabe von Akten sowie die Einordnung und Übernahme von politischer Verantwortung im Rahmen der Gedenkveranstaltung vorgesehen.
Die Hinterbliebenen hatte ihre Teilnahme an dem Gedenken am Montag in Fürstenfeldbruck zunächst abgesagt, werden laut Spaenle nach der Einigung aber teilnehmen. Auch der israelische Staatspräsident Izchak Herzog wird zusammen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet. „Die Angehörigen und auch der Präsident werden definitiv kommen, so mein Kenntnisstand“, sagte Spaenle.
Am 5. September 1972 hatten palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf in München die israelische Olympia-Mannschaft überfallen und mehrere Geiseln genommen. Die Befreiungsaktion am Fliegerhorst Fürstenfeldbruck scheiterte. Am Ende kamen elf Israelis, ein bayerischer Polizist und fünf Geiselnehmer ums Leben. Die Hinterbliebenen werfen den Behörden schwere Versäumnisse und Fehler vor.