Studie: Israelis blicken positiver auf Deutschland als umgekehrt

Studie: Israelis blicken positiver auf Deutschland als umgekehrt

Gütersloh (epd). Deutschland ist in Israel beliebter als umgekehrt. 63 Prozent der Israelis haben ein positives Deutschlandbild, lediglich 19 Prozent ein schlechtes, wie eine am Freitag veröffentlichte Studie im Auftrag der Gütersloher Bertelsmann Stiftung ergab. Auch die Arbeit der deutschen Regierung werde von 55 Prozent der Israelis „anerkennend“ bewertet. Dagegen hätten nur 46 Prozent der Deutschen eine gute Meinung von Israel. Dabei werde zudem zwischen dem Staat und dem jüdischen Volk unterschieden. So bewerten demnach nur 24 Prozent der befragten Bundesbürgerinnen und -bürger die Regierung in Jerusalem positiv, 43 Prozent negativ.

Die Hälfte der Deutschen (49 Prozent) spricht sich laut Studie dafür aus, mit dem Holocaust zumindest im öffentlichen Diskurs abzuschließen. Lediglich 33 Prozent halten das für falsch. Hier sticht die befragte Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen heraus: Jeder Zweite (47 Prozent) widerspricht der Forderung, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen.

Außerdem sind sich die Befragten hierzulande und in Israel sehr uneinig darüber, ob aus der NS-Vergangenheit eine besondere deutsche Verantwortung für Israel erwachsen soll. Während in Israel eine Mehrheit von 57 Prozent das so sieht, ist es in Deutschland eine Minderheit von 27 Prozent. Die Bertelsmann Stiftung hat die Studie anlässlich des Deutschlandbesuchs des israelischen Staatspräsidenten Izchak Herzog in der kommenden Woche veröffentlicht.

Israelis hätten Erwartungen an die Deutschen, welche die deutschen Befragten mehrheitlich nicht teilen, hieß es weiter. So erhoffe sich die Mehrzahl der Israelis (61 Prozent) von der Bundesregierung eine einseitige politische Unterstützung ihrer Position im israelisch-palästinensischen Konflikt. Allerdings teilen nur zwölf Prozent der deutschen Befragten diese Haltung. Diese Unterschiede seien auch das Resultat unterschiedlicher Schlussfolgerungen aus der Geschichte, sagt Stephan Vopel, Israel-Experte der Bertelsmann Stiftung: „Für die allermeisten Deutschen gilt weiter die Maxime 'nie wieder Krieg', für die Israelis heißt es 'nie wieder Opfer'.“

Geht es um die deutsch-israelische Zusammenarbeit, zeigen sich die Befragten aller Altersgruppen aber zufrieden, wie es weiter hieß. So vertritt die Mehrheit der Deutschen und Israelis die Auffassung, dass die Kooperation zwischen beiden Ländern sehr gut oder eher gut funktioniert.

Die Berliner Meinungsforschungsagentur pollytix strategic research und das Forschungsinstitut New Wave Research befragten für die Studie jeweils rund 1.200 wahlberechtigte Menschen in den beiden Ländern.