Nairobi, Addis Abeba (epd). In Äthiopien werfen Kämpfer aus Tigray der Zentralregierung eine Ausweitung der Angriffe vor. Am frühen Donnerstagmorgen hätten äthiopische und eritreische Truppen an mehreren Fronten angegriffen, wie es in einer auf Twitter von der Militärführung aus Tigray verbreiteten Erklärung hieß. Vor einer Woche kam es in dem ostafrikanischen Staat seit einer im März vereinbarten Waffenruhe erstmals wieder zu Kämpfen zwischen der Armee und dem bewaffneten Arm der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF).
Die Militärführung aus Tigray warf der äthiopischen Regierung vor, erneut mit Kräften aus dem benachbarten Eritrea zusammenzuarbeiten und so eine Invasion zu starten. Sie rief die Bevölkerung der nördlichen Region zum Widerstand auf, betonte aber gleichzeitig, sich dem Frieden verpflichtet zu fühlen. Am Mittwoch hatte die Zentralregierung den Kämpfern aus Tigray vorgeworfen, die Angriffe auszuweiten, wie die Zeitung „Addis Standard“ berichtete.
Der Krieg in Äthiopien hatte im November 2020 in Tigray begonnen, wo ein Machtkampf zwischen der in der Region herrschenden TPLF und der äthiopischen Zentralregierung eskaliert war. Die Kämpfe weiteten sich auch auf andere Teile des Landes aus. Allen Konfliktparteien werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, darunter der Einsatz sexueller Gewalt als Kriegswaffe und Angriffe auf Zivilisten. Bis heute gibt es in der Region kein funktionierendes Telefon- und Internetnetz.
Die im März mühsam ausgehandelte Waffenpause hielt fünf Monate. Sie sollte ermöglichen, dass dringend benötigte Hilfsgüter in die abgeschottete Region gebracht werden können. Doch nur wenige Lkw mit Nahrungsmitteln und Medikamenten kamen an. Laut den Vereinten Nationen sind rund fünf Millionen Menschen in Tigray auf humanitäre Versorgung angewiesen. Mit den erneuten Kämpfen ist ein dauerhafter Waffenstillstand, der unter anderem von der Afrikanischen Union und den USA unterstützt wurde, vorerst in weite Ferne gerückt.