Oranienburg (epd). An die Opfer des sowjetischen Speziallagers im vorherigen KZ Sachsenhausen ist am Wochenende mit mehreren Veranstaltungen erinnert worden. An einer Gedenkfeier mit anschließender Kranzniederlegung nahm unter anderem die SED-Opferbeauftragte beim Deutschen Bundestag, Evelyn Zupke, teil. Bereits am Samstag war zur Erinnerung an die Opfer ein Online-Totenbuch freigeschaltet worden. Das Internet-Portal enthält die Namen und Lebensdaten von 11.889 Menschen, wie die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in Oranienburg mitteilte.
Deren Direktor Axel Drecoll nannte das Online-Totenbuch am Sonntag in Sachsenhausen einen wichtigen Baustein bei der Auseinandersetzung mit den Folgen der NS-Diktatur sowie den Auswirkungen der sowjetischen Besatzungs- und Repressionspraxis. „Ungeachtet der Frage nach Schuld und Verantwortung gilt es, den unter unmenschlichen Bedingungen umgekommenen und anonym in Massengräbern verscharrten Menschen ihren Namen wiederzugeben“, betonte Drecoll.
In dem zunächst in Weesow betriebenen und dann nach Sachsenhausen verlegten Speziallager waren zwischen 1945 und 1950 rund 60.000 Menschen inhaftiert, von denen rund 12.000 an Hunger und Krankheiten starben. Inhaftiert wurden vorwiegend untere Funktionäre des NS-Regimes, aber auch Mitarbeiter aus Verwaltung, Polizei, Justiz und Wirtschaft sowie SS-Personal aus den Konzentrationslagern inhaftiert. Unter den Häftlingen befanden sich außerdem politisch Missliebige und willkürlich Verhaftete sowie von sowjetischen Militärtribunalen Verurteilte.
Die ersten rund 5.000 Häftlinge kamen den Angaben zufolge am Abend des 16. August 1945 nach einem Fußmarsch von rund 40 Kilometern in den Baracken des ehemaligen KZ Sachsenhausen an.
Die SED-Opferbeauftragte Zupke erinnerte neben den direkten Opfern auch an Familien, Verwandte und Freunde, die geliebte Menschen in Sachsenhausen verloren hätten. Sie lebten bis heute mit diesem schmerzlichen Verlust. „Die Opfer des Speziallagers Sachsenhausen und ihre Angehörigen - wir vergessen sie nicht“, versprach die SED-Opferbeauftragte des Bundestages.
Zu Wort kam auch die im Speziallager geborene Barbara Kirchner-Roger. Sie schilderte nach Angaben der Gedenkstiftung in eindringlichen Worten die Situation der über 100 Säuglinge und Kinder in den Speziallagern: „Wir Kinder existierten für die Lagerleitung nicht, da wir nicht registriert wurden. Und wer nicht existierte, der bekam keine Kleidung, Schuhe, Windeln und vor allem keine Nahrung.“ Daher hätten sie die Mütter von ihren eigenen kärglichen Rationen miternähren müssen.