Bonn (epd). Friedensorganisationen fordern von Mitgliedern der weltweiten kirchlichen Ökumene, sich zu Gewaltverzicht und Abrüstung zu bekennen. Rund eine Woche vor Beginn der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe appellieren die Unterzeichner eines am Montag veröffentlichten Offenen Briefs an die Delegierten, sich für einen Beitritt ihrer Länder zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag einzusetzen. Zudem fordern sie einen Export-Stopp für Rüstungsgüter und eine Umwidmung militärischer Ausgaben.
Die weltweite Ökumene habe in den vergangenen Jahrzehnten mit wegweisenden Beschlüssen und Worten militärische Rüstung, Krieg und die Drohung mit Atomwaffen verurteilt, sagte Jan Gildemeister, Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF), die zu den Unterzeichnern des Offenen Briefes gehört. Doch vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine beobachte die Aktionsgemeinschaft mit Sorge, dass viele Menschen an der christlichen Friedensethik zweifelten und damit auch eine Politik der zivilen Friedensförderung infrage stellten.
Andere Katastrophen seien in den Hintergrund gedrängt worden, beklagen die Friedensorganisationen. „Wir sind überzeugt, dass die Überwindung aller Kriege und die gemeinsame Entwicklung von Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung im Mittelpunkt unseres Handelns stehen muss“, heißt es.
Zu der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen werden mehr als 4.000 internationale Gäste aus rund 350 Kirchen erwartet. Zu den Unterzeichnern des Offenen Briefes gehören die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden, Church and Peace - Europäisches friedenskirchliches Netzwerk, Deutsche Franziskanerprovinz, Deutsches Mennonitisches Friedenskomitee, Mennonitisches Friedenszentrum Berlin und die Ökumenische Aktion Ohne Rüstung Leben. Auch die Theologin und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, der evangelische Theologe und Sozialethiker Ulrich Duchrow sowie die Theologin und Leiterin des Instituts für Friedensbildung an der Evangelischen Hochschule Freiburg, Karen Hinrichs, gehören zu den Erstunterzeichnerinnen.