Mexikos Militär mitverantwortlich für Verschwinden von Studenten

Mexikos Militär mitverantwortlich für Verschwinden von Studenten

Mexiko-Stadt (epd). Knapp acht Jahre nach der Verschleppung von 43 Studenten in Mexiko hat eine Wahrheitskommission der Armee eine Mitschuld an dem Verbrechen gegeben. Die Militärangehörigen hätten die Verschwundenen retten können, erklärte der Leiter des Gremiums, Alejandro Encinas, bei der Vorstellung des ersten Berichts der Kommission am Donnerstag (Ortszeit). Es gebe keine Informationen darüber, dass noch einer der verschleppten Studenten am Leben sei, sagte der Staatssekretär für Menschenrechte. Diese „traurige Realität“ habe er den Angehörigen auf einem „schwierigen, schmerzhaften Treffen“ mitgeteilt. Encinas betonte, dass es sich bei der Tat um ein „Staatsverbrechen“ gehandelt habe.

Die Studenten des Lehramtsseminars Ayotzinapa im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero wurden am 26. September 2014 von Polizisten und Mitgliedern der kriminellen Organisation Guerreros Unidos verschleppt. Sechs Menschen kamen bei dem Angriff in der Stadt Iguala ums Leben. Von den meisten der Studenten fehlt jede Spur, nur die Überreste von drei konnten identifiziert werden. Den Untersuchungen der vor vier Jahren gegründeten Wahrheitskommission zufolge hatte die Armee einen Informanten in das Lehramtsseminar Ayotzinapa eingeschleust, der ebenfalls verschleppt wurde. Obwohl sie gesetzlich dazu verpflichtet gewesen seien, hätten die Militärs nichts unternommen, um ihren Soldaten aufzufinden, erklärte Encinas.

Die damaligen Strafverfolger legten sich auf eine Tatversion fest, nach der die Studenten von den Kriminellen auf einer Müllhalde verbrannt worden seien und schlossen damit Ermittlungen gegen andere Polizeieinheiten, die Armee oder andere Mittäter aus. Diese damals als „historische Wahrheit“ bezeichnete Tatversion hatte bereits eine internationale Expertengruppe verworfen. Dem schloss sich nun auch die Wahrheitskommission an.

Auch die Angehörigen haben dieser „historischen Wahrheit“ misstraut. Die harten Ergebnisse der Wahrheitskommission würden sie nun zunächst prüfen, bevor sie sich dazu äußern, schrieben sie am Donnerstag in einer kurzen Erklärung.