Cloppenburg (epd). Ein katholischer Priester aus Lindern bei Cloppenburg ist vom Münsteraner Bischof Felix Genn wegen sexueller Übergriffe mit sofortiger Wirkung beurlaubt worden. Dem Pfarrer wird ein grenzüberschreitendes Verhalten aus dem Jahr 2010 vorgeworfen, wie das Generalvikariat am Mittwochabend mitteilte. Der Priester hat demnach die Taten eingeräumt und selbst um Beurlaubung gebeten.
Es folge nun eine kirchenrechtliche Voruntersuchung, bevor der Fall zur abschließenden Prüfung nach Rom weitergeleitet werde, hieß es. Bis zu deren Abschluss seien dem Pfarrer alle priesterlichen Tätigkeiten untersagt. Weitere Angaben zu dem Fall macht das Bistum aufgrund des laufenden Verfahrens derzeit nicht. Der Vorfall habe sich nicht in der Pfarrei ereignet, in der der Priester zuletzt im Dienst gewesen sei, hieß es.
Nach Angaben des Interventionsbeauftragten der Diözese Münster, Peter Frings, ist der Fall bereits seit 2010 bekannt. Die polizeilichen Ermittlungen seien damals allerdings eingestellt worden, weil die betroffene Person zu diesem Zeitpunkt bereits volljährig gewesen sei. „Eine kirchenrechtliche Voruntersuchung oder eine Weiterleitung des Falls nach Rom ist 2010 aus diesem Grund nicht erfolgt“, sagte Frings. Das Vorgehen des Bistums habe formal den damaligen Regelungen entsprochen.
Neu aufgerollt wurde der Fall, weil das damalige Opfer bei der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) einen Antrag auf Leistungen in Anerkennung des Leids gestellt hatte, erläuterte der Beauftragte. Die UKA entschied Ende Mai 2022, dass der betroffenen Person eine Anerkennungszahlung im unteren fünfstelligen Euro-Bereich zusteht. Die Zahlung ist inzwischen erfolgt.
„Damit haben wir einen anderen Sachstand als 2010“, sagte Frings. „Von daher hat Bischof Genn die Beurlaubung ausgesprochen.“ Der Priester werde die Zahlung, die das Bistum geleistet hat, zurückzahlen müssen. Die Pfarrei in Lindern gehört zum Offizialatsbezirk Oldenburg des Bistums Münster mit Sitz in Vechta.