Berlin (epd). Ein Viertel der angestellten Ärztinnen und Ärzte denkt einer Mitgliederbefragung des Marburger Bunds zufolge darüber nach, den Beruf aufzugeben. Der ökonomische Druck durch Arbeitgeber und die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie wegen vieler Überstunden und 24-Stunden-Diensten seien die Gründe dafür, teilte der Ärztegewerkschaft am Donnerstag in Berlin als Ergebnis einer Mitgliederbefragung mit.
Hoher Aufwand für Bürokratie sorgte der Befragung zufolge ebenfalls für Unzufriedenheit unter dem ärztlichen Personal. Durchschnittlich drei Stunden pro Tag wendeten Ärztinnen und Ärzte demzufolge für Dokumentation und Verwaltung auf, fast ein Drittel (32 Prozent) sogar mindestens vier Stunden täglich. „Wenn nur die Hälfte an Zeit für unsinnige und überflüssige Schreibarbeit eingespart werden könnte, hätten wir schon viel für die Patientenversorgung gewonnen“, sagte die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna.
Zusätzlich erschwert werde die Verwaltungsarbeit durch eine unzureichende Digitalausstattung, beklagte der Marburger Bund. Weil Systeme nicht funktionierten, müssten häufig dieselben Daten mehrfach eingegeben werden. Bei fast einem Drittel (32 Prozent) der Befragten sei dies sogar häufig der Fall. Zugleich blieben die Beschäftigten bei der Beschaffung von Datenverarbeitungssystemen meist außen vor, Schulungen gebe es kaum.
Mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Befragten berichtete, ihre Arbeitgeber hätten während der Pandemie in den vergangenen beiden Jahren Stellen abgebaut. Insgesamt beurteilen zwei Drittel die personelle Besetzung im ärztlichen Dienst ihrer Einrichtung als „eher schlecht“ (46 Prozent) oder „schlecht“ (20 Prozent). „Wer in dieser Situation Stellen streicht oder nicht nachbesetzt, stellt den finanziellen Gewinn über das Wohlergehen und die Gesundheit seiner Beschäftigten“, kritisierte Johna.