Berlin, Düsseldorf (epd). Angesichts drohender Engpässe bei der Energieversorgung hat der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, zu mehr Einsparungen aufgerufen. Um eine Gasmangellage im Winter abzuwenden, müssten die Verbraucher mindestens 20 Prozent einsparen, sagte Müller der „Welt am Sonntag“. In allen anderen Szenarien drohe schon im Dezember eine Gasmangellage oder es gebe niedrige Speicherfüllstände am Ende der kommenden Heizperiode. Auch Deutschlands oberste Verbraucherschützerin Ramona Pop mahnte mehr Anstrengungen beim Energiesparen an und forderte zugleich weitere Entlastungen für ärmere Menschen.
Laut Bundesnetzagentur-Präsident Müller muss zusätzlich zu den Einsparungen auch die Durchleitung von Gas an Nachbarländer um 20 Prozent reduziert werden. Zudem benötige Deutschland Gas aus anderen Ländern. „Wenn wir nicht kräftig sparen und kein zusätzliches Gas bekommen, haben wir ein Problem“, sagte er. Nach dem Angriff auf die Ukraine und der Verhängung von Sanktionen durch westliche Staaten hat Russland die Gaslieferungen nach Deutschland stark gedrosselt. Zugleich gibt es Befürchtungen vor einem Totalausfall russischer Gaslieferungen.
Müller sagte, private Haushalte seien im Fall einer Mangellage nicht vor verordneten Einschränkungen geschützt. Es sei nicht von der Verordnung geschützt, wenn jemand meine, in dieser Notsituation seine Wohnung auf übermäßige Temperaturen heizen zu müssen, sagte er. Grundsätzlich seien auch Verordnungen denkbar, die nur noch das Beheizen einzelner Räume erlauben. Er wolle über nichts spekulieren, weile diese Diskussion noch geführt werde. Um Arbeitsplätze zu sichern, halte er aber Sparmaßnahmen für private Haushalte legitim, solange sie nicht den lebensnotwendigen Bereich berührten.
Auch die Chefin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Pop, rief die Industrie, den Handel, das Gewerbe, die öffentliche Hand, aber auch private Haushalte zum Energiesparen auf. „Jede eingesparte Kilowattstunde hilft, mit dem vorhandenen Gas durch den Winter zu kommen und spart dabei bares Geld“, sagte die frühere Berliner Wirtschaftssenatorin (Grüne) der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. Zugleich mahnte Pop weitere Entlastungen an. Geringverdienern falle es zunehmend schwer, die hohen Energierechnungen zu zahlen, warnte sie.
Derweil versprach die SPD-Vorsitzende Saskia Esken weitere Hilfen. „Gerade die Ärmsten dürfen jetzt nicht über die Klinge springen“, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Putins Krieg gegen die Ukraine bringe „massive Probleme in der Energieversorgung mit sich, die die Preise in die Höhe treiben“. Gerade für eine sozialdemokratisch geführte Bundesregierung komme es nun darauf an, Menschen mit kleinem und mittlerem Einkommen mit diesen Preissteigerungen nicht alleine zu lassen.
Mit der Gas-Umlage sollen Verbraucher und Verbraucherinnen bis Ende März 2024 einen Aufschlag von 1,5 bis 5 Cent pro Kilowattstunde zahlen, um die Energieversorger von den stark gestiegenen Preisen an den Gasmärkten zu entlasten. Sie gilt ab dem 1. Oktober.