Frankfurt a.M., Washington (epd). Human Rights Watch hat eine Lockerung der Restriktionen gegen den Bankensektor in Afghanistan gefordert. Nur so könne die humanitäre Krise wirkungsvoll bekämpft werden, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag in Washington. Es brauche dringend eine Vereinbarung, um den Menschen in Afghanistan die Möglichkeit für wirtschaftliches Handeln zu geben. „Die sich verschlimmernde Hunger- und Gesundheitskrise ist akut und resultiert aus einer Bankenkrise“, sagte der Asienexperte von Human Rights Watch, John Sifton.
Zahlreiche Regierungen, darunter die USA, und die Weltbank hatten nach der Machtübernahme der islamistischen Taliban vor einem Jahr das Vermögen der afghanischen Zentralbank eingefroren. Das Land erlebe deshalb eine gravierende Liquiditätskrise und einen Mangel an Geldscheinen, kritisierten die Menschenrechtler. Geschäfte, humanitäre Organisation und Privatbanken können demnach nur sehr eingeschränkt operieren. Gleichzeitig hätten Millionen Menschen ihre Arbeit verloren, weil ausländische Geber ihre Finanzierung für Bildung, Gesundheit und andere wichtige Bereiche deutlich zurückgefahren haben.
Fast die Hälfte der Bevölkerung leidet Hunger in Afghanistan. Knapp 90 Prozent aller Afghaninnen und Afghanen hätten seit vergangenem August in irgendeiner Weise nicht genug zu essen gehabt, erklärte Human Rights Watch. Dabei liegt das Problem laut der Menschenrechtsorganisation weniger an einem Lebensmittelmangel als an der finanziellen Not. Lebensmittelimporteure könnten die Ware nicht bezahlen und die Menschen im Exil ihren Angehörigen kaum Geld zukommen lassen.
„Millionen hungernde Afghaninnen und Afghanen leben in der entsetzlichen Realität, Essen auf dem Markt zu sehen und es nicht kaufen zu können“, sagte Sifton. Zugleich hätten Inflation und steigende Preise die Kosten für Lebensmittel und Dünger stark steigen lassen.